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  • Der Pauly-RefraktorDatum03.12.2009 03:26
    Thema von cleopatra im Forum Volkssternwarte Köln

    [[File:image50.png|none|auto]]Auf Anregung von Reverend Coyote entsteht hier eine Zusammenfassung der Geschichte des Paulyrefraktors.

    Zunächst seien hier einige ANTARES-Ausgaben genannt, die Material darüber enthalten:

    1959 Nr. 4 Seite 45 ff.
    1960 Nr. 5 Seite 68 ff.

    in Arbeit !

    Hier wird der Pauly-Refraktor auch erwähnt (in Kapitel 1.):
    http://www.sorgenfreyfotografien.de/Technik/Faltrefraktoren%20-%20die%20anderen%20Linsenteleskope.pdf

    cleopatra

    Entwurf für eine evtl. später mal von Wiley & Sons, Inc., geduldete überarbeitete Version des Nachrufs von Max Pauly durch Max Wolf.





    Max Pauly






    DRAFT









    Max Pauly


    Quellen: http://www.nafa.dk/Historie/Max%20Pauly.shtml,

    http://www.nafa.dk/Historie/Max%20Pauly.htm,

    http://www.nafa.dk/Historie/UraniaObjektivet.shtml,

    Astronomische Nachrichten 1918, 207.219 (beim Herausgeber),

    Astronomische Nachrichten 1918, 207.219 (nur für Forschung und Lehre)


    Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder der Volkssternwarte Köln sichtbar und darf nicht weiter verbreitet werden;

    er darf nur für Forschung und Lehre genutzt werden; die Nutzung des Nachrufs für den Privatgebrauch muß

    beim Herausgeber erworben werden (siehe obigen Link).


    HTML-Version der NAFA redigiert von Ingo Kelmes anhand einer von Wiley & Sons, Inc., erworbenen Kopie des Originalnachrufs

    Quellenangabe gemäß Wiley-VCH GmbH:
    Journals: Max Wolf: Anzeige des Todes von Max Pauly. Astronomische Nachrichten. 1918. Band 207/4963. Seiten 219-224. Copyright Wiley-VCH GmbH. Reproduced with permission.


    Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber








    Deutscher Industrieller und Optiker. Erlernte die Kunst des Glasschleifens und bekam durch Ernst Abbe eine Anstellung bei der Optikfirma Carl Zeiss. Unten ist der Nachruf von Max Wolf aus dem Jahr 1918. Es scheint, dass Pauly eine energische Person mit vielen Interessen war. Als Industrieller sorgte sein Einfallsreichtum dafür, dass der Kohleverbrauch in der deutschen Zuckerindustrie um 30 % zurückging :-). Er produzierte mehrere große Objektive, darunter das 10"-Objektiv der Urania-Sternwarte1), das jedoch in Wolfs Nachruf nicht erwähnt wird








    Max Pauly und seine Frau
    Max Pauly und seine Frau.
    Undatierte Fotografie




    • Nachruf von Max Wolf
    • Aussage bzgl. des Urania-Objektivs (Hans G. Beck, Jena)







    Max Pauly 1849-1917




    Als Sohn eines Postsekretärs in Halle a. S. am 15. November 1849 geboren,
    das älteste dreier Geschwister, zweier Söhne und einer Tochter, erlebte er eine
    unruhige Jugend.



    Der Vater, ein heller Kopf, aber unsteter und heftiger Gemütsart,
    quittierte infolge von Reibungen den Postdienst und widmete sich geologischen
    Studien. Er siedelte 1859 nach Harzgerode über, um dort die Leitung einer
    privaten Bergbaugesellschaft zu übernehmen. Der Berufswechsel ins Unsichere
    bildete den Grund zu jahrelangen Unstimmigkeiten mit der kunstsinnigen und
    seelenvollen Frau, ein Verhältnis, das den Kindern den Sonnenschein der Jugend
    verdunkelte.



    Max, ein schwächlicher Junge, kam 1858 in die Franksche Schule in Halle,
    1859 in die Volksschule nach Harzgerode, 1862 fern vom Vaterhause in die
    Realschule des Waisenhauses in Halle, 1863 in die Realschule in Halberstadt.
    Von dort wurde er, trotzdem er ein hervorragender Schüler war, vom Vater, dem
    es zu langsam zum Geldverdienen ging, 1866 zum Schlosser Dittmar, dem Nachbar
    in Harzgerode, in die Lehre gegeben. 1867 kam der Junge als Schlosser in die
    Maschinenfabrik von J. Billeter und später zu Billeter & Klunz in
    Aschersleben.



    Das Jahr 1868 wurde verhängnisvoll. Die Bergbaugesellschaft war verkracht,
    der Vater brotlos, die Mutter durch eine Lähmung ans Bett gefesselt. Drei Jahre
    mußte der junge Pauly sein Brot als Schlossergeselle verdienen und die Familie
    ernähren helfen. In dieser schweren Zeit gab ihm die innige Liebe zur Schwester
    Lisbeth, die selbst aufopfernd die Mutter pflegte und das Haus versah, die
    Kraft, allen Jammer zu tragen. Damals knüpfte sich zwischen beiden Geschwistern
    ein festes Band, das alle Lagen des Lebens durchhielt und rührende Früchte
    trug.



    Anfang der siebziger Jahre faßte der Vater Fuß in Halle. Die Verhältnisse
    besserten sich. In der Braunkohlenöl-Industrie entstand ihm ein guter
    Verdienst, und als Erfinder des Grudebetriebes in den Familien ist er zum
    bleibenden Wohltäter des Harzes geworden.



    Max konnte die Gewerbeschule in Halberstadt beziehen, die er glänzend
    absolvierte. Sein Vater suchte ihn in der damals aufblühenden Zuckerindustrie
    unterzubringen. So kam er 1871 als Volontär zu dem berühmten Direktor
    Bodenbender nach Wasserleben. Da dieser dem begabten Jüngling dringend zum
    Studium riet, schickte ihn der Vater in der Folge auf die Universitäten Berlin
    und Halle und die technische Hochschule in Berlin. Nach absolviertem Studium
    wurde er Assistent bei Bodenbender, hielt dann 1 Semester Vorlesungen an der
    Zuckerschule in Braunschweig, richtete 1875 die Zuckerfabrik Ciesar bei Florenz
    ein und machte von seinen Ersparnissen Reisen durch Italien. 1876 promovierte
    er in Göttingen mit der Dissertation: Über Amidoderivate des Benzophenons und
    Azetons. »Sie haben mir mächtig auf den Zahn gefühlt«, äußerte er später
    lachend, »aber ich schaffte es«. Nach einer Kampagne bei Bodenbender, mit dem
    er eine Arbeit über die Glutaminsäure veröffentlichte, trat er 1876 - 77 seine
    erste Direktorstelle in Schwoitzsch b. H. an; aber schon 1878 übernahm er die
    Direktion der großen Zuckerfabrik Brottewitz b. Mühlberg a. d. Elbe.



    Hier in Mühlberg lebte er sich ein; 19 Jahre wirkte er hier ununterbrochen
    organisierend, verbessernd und erweiternd. Von Jugend auf technisch
    hervorragend begabt — mit 4 Jahren baute er eine alte Uhr zusammen, und mit 9*
    Jahren konstruierte er eine Sonnenuhr, die auch das Datum anzeigte —, durch
    seine Schlosserzeit an die praktischen Griffe gewöhnt, durch sein vielseitiges
    Studium mit weitem Blick versehen, fand er überall zu verbessern und Neues zu
    erfinden. Sein damaliger Assistent, Direktor Steffens, berichtet von den ganz
    neuartigen Maschinenanlagen, die damals geschaffen wurden, und den
    durchgreifenden Verbesserungen in den damals üblichen Arbeitsverfahren. Pauly
    allein gebührt das Verdienst, wie Prof. Herzfeld schreibt, das
    Elutionsverfahren seinerzeit lebensfähig gemacht zu haben, indem er zeigte, daß
    die Auslaugung des Melassekalkes nur unter Bewegung und nicht, wie Bodenbender
    annahm, in der Ruhe möglich ist. Pauly hat viele Verbesserungen in der
    Zuckertechnik bekannt gegeben; erwähnt sei sein Transporteur zur Füllung der
    Diffuseure. Das Hauptverdienst Paulys, das seinen Namen weltbekannt gemacht
    hat, liegt in einer noch heute überall verwandten Erfindung, die auf dem
    Verkochen von Säften unter Druck beruhte, des »Paulykochers« (1889), einer
    Erfindung, die über die Zuckerindustrie hinaus weitgehende Anregung
    hinsichtlich der besseren Wärmeausnutzung beim Verdampfen von Flüssigkeiten
    gegeben hat. Wie segensreich sie gewirkt hat, geht daraus hervor, daß durch
    ihre Initiative der Kohlenverbrauch in der Zuckerindustrie um 30 %
    zurückgegangen ist.



    Eine eingehendere Würdigung dieses Arbeitsgebietes von Pauly bleibt
    Fachkreisen vorbehalten. In dieser Zeitschrift müssen wir eine andere Tätigkeit
    Paulys betonen.



    In Mühlberg gründete auch Pauly die eigene Familie. In Dresden fand er die
    Frau, der er in treuer Liebe anhing und die er Zeit seines Lebens auf Händen
    trug. Von Klara, geb. Küttner*, empfing er seinen Sohn und seine Tochter.



    Frau Paulys Interessen lagen zwar auf schöngeistigem Gebiet; sie verstand
    es aber, sich in Paulys Interessen einzuleben und ihn im Verkehr mit seinen
    Leuten zu unterstützen. Die ganze Fabrik bildete bald eine große Familie, deren
    Haupt Pauly und seine Frau waren, und die zahlreichen Besucher aus aller Welt,
    die kamen, um Paulys Werk zu studieren, fanden immer ein gastfreies Haus, aus
    dem das Scheiden schwer fiel.



    Eigentümlichkeit Paulys war seine geistige Ruhelosigkeit und seine
    Vielseitigkeit. Von Jugend auf ein leidenschaftlicher Schmetterlingssammler —
    hat er doch um ein Haar sein Doktorexamen über der Jagd eines seltenen
    Schmetterlings verpaßt — ein eifriger Geologe, Botaniker und Photograph, verwandte
    er sehr viel Zeit auf die Befriedigung dieser Liebhabereien und das damit
    verbundene Studium. Seine Mikrophotographien erregten Aufsehen. Wenn er dabei
    den Obstbaumschnitt und die Kultur als Meister beherrschte und als
    Geflügelzüchter und Bienenvater von weither wegen seiner Musteranlagen
    aufgesucht wurde, wenn er nah und fern wissenschaftliche Demonstrationsvorträge
    hielt, so ist es schwer zu begreifen, daß er dabei solch fundamentale Leistungen
    auf seinem Fachgebiet zustande bringen konnte.



    Es beherrschte ihn von Kindheit auf die Sehnsucht nach den Sternen, und es
    überkam ihn in diesen Jahren die Lust, sich selbst Linsen zur Beobachtung
    anzufertigen. Er begann anfangs der achtziger Jahre ganz im stillen mit
    kleineren Schleifversuchen und dem eifrigen Studium der praktischen Optik. Auf
    einer Ausstellung (Görlitz 1885) sah er ein Spiegelteleskop, dessen Spiegel ein
    Herr v. Schlicht geschliffen und Herr
    G. Meißner in Potsdam montiert hatte.
    Das veranlaßte ihn, mit Herrn v. Schlicht, einem Liebhaber der praktischen Optik,
    der auch für H. C. Vogel Spiegel und Objektivprismen angefertigt hat, in
    Beziehung zu treten. Bei ihm, den er in Potsdam besuchte, lernte er die ersten
    praktischen Kniffe der Flächenbearbeitung. Sehr rasch arbeitete er sich in die
    verschiedenen Methoden der Technik ein. Zwei intelligente Arbeiter aus der
    Zuckerfabrik, der Schmied August Schäfer
    und der Maurer Karl Tauchnitz, wurden
    für die Arbeit herangezogen, sodaß der letztere die Schleifarbeiten, der erstere
    besonders die mechanischen Arbeiten übernahm. Zeitweise wurde noch ein eigener
    Feinmechaniker angestellt. Die praktische Erfahrung seiner Schlosserzeit und
    seine durch die Not gestählte Zähigkeit befähigten Pauly rasch, viele
    Schwierigkeiten zu überwinden, die viele andere abgeschreckt haben, und sehr bald
    betrieb er die Schleiferei nicht mehr, um sich Fernrohre zum Beobachten zu
    bauen, sondern wegen des Schleifens und Prüfens selbst, die ihn ganz in ihren
    Bann zogen. Sein charakteristischer Ausspruch: »Zucker machen kann jeder, aber
    der Zucker, den ich mache, soll der beste sein«, gab ihm auch hier den Maßstab.



    Eigene Methoden der Rohbearbeitung des Glases, eigene Methoden zur
    Untersuchung des Materials und der Flächen wurden ersonnen. Oberstes Prinzip
    war Pauly, entgegen anderen Anschauungen, wenn irgend möglich die Form der
    Linsen streng der Rechnung entsprechend in aller Schärfe auszuführen und nur
    die durch Inhomogenitäten bedingte empirische Korrektion vorzunehmen, worin ihm
    allerdings kein zweiter gleich kam. Aluminiumtaster bisher ungekannter
    Genauigkeit und neue Prüfungsapparate aller Art wurden konstruiert. Die Radien
    ließ er sich meist von einem befreundeten Oberlehrer in Leipzig und später von
    ihm bekannten jüngeren Optikern in Jena rechnen, obwohl er sich anfangs auch
    selbst in Rechnungen versuchte. Besonderes Gewicht legte er auf die Vermeidung
    von Zonen und ersann besondere Kunstgriffe, ihr Entstehen möglichst gleich zu
    erkennen und zu verhüten. Die extrafokalen Bilder seiner späteren Objektive
    zeigten eine bis dahin unerhörte Zonenfreiheit, die jeden Astronomen erstaunen
    machte. Ebenso erkannte Pauly bald, daß eine große Fehlerquelle bei den meisten
    Optikern durch die Verspannung der Linsen beim Auffuttern entstand. Er vermied
    daher das Kitten möglichst bei großen Linsen oder, wo er Kitten mußte,
    verwandte er die größte Sorgfalt, um Spannungen zu vermeiden. Später ersann er
    auch ein eigenes Verfahren, die strenge Parabelform bei seinen Hohlspiegeln zu
    erzielen.



    Bis Anfang der neunziger Jahre sind nur Maschinen mit Hand- und Fußbetrieb
    verwendet worden; von da ab traten Maschinen mit Kraftantrieb an ihre Stelle,
    die im Keller seines Wohnhauses aufgestellt wurden. Eine Poliermaschine für
    Flächen bis über 600 mm entstand 1895.



    Es kam mit der Zeit eine Menge von Feinoptik aus dieser Liebhaberwerkstätte:
    Teleskopspiegel, Prismen, Prismensätze, Fernrohrobjektive und Okulare aller
    Art. Eine Anzahl ging an Meißner
    in Berlin und andere, die sie montierten und verkauften. Eine Reihe von Linsen ging aber
    unmittelbar an Liebhaber der Himmelskunde, und zwar meist so gut wie ohne Zahlung.
    Sobald Pauly überzeugt war, daß der Betreffende ernstlich wissenschaftlich
    sich betätigte und mittellos war, kannte seine Freigebigkeit kaum eine Grenze. Von den
    Erzeugnissen dieser Periode seien erwähnt: ein 6" Objektivprisma für
    Ó-Gyalla (1886) und die beiden 10" Objektivprismen für Ó-Gyalla2) und
    Herény* (91-93), deren einem wir v. Gothards Nebelspektren verdanken, das 8"
    Objektiv für den eigenen Gebrauch (88), ein 6" Objektiv für Grinenko und
    ein gleiches für Fauth (89). 3)



    In die Jahre 91-94 fallen Paulys Versuche mit Apochromaten aus den neuen
    Gläsern Schotts, die, bei vollem optischen Erfolg, zwar die Unbeständigkeit
    dieser ersten neuen Glassorten erwiesen, zugleich aber die Anregung zur
    Fortsetzung der erfolgreichen Schmelzversuche Dr. Schotts bildeten. Es entstand
    u. a. damals ein 7" Apochromat für die Jenaer Sternwarte, ein 6"
    Apochromat fur die Berliner Urania, der 7" Apochromat für Fauth, mit
    welchem die Parallelbeobachtungen Fauths mit Brenner ausgeführt wurden. Versuche
    mit Gauß-Objektiven folgten, denen auch indirekt der 25 cm-Achromat des
    Unterzeichneten seine Entstehung verdankte.



    Anfang der neunziger Jahre wurde für die eigene Sternwarte nach Entwürfen
    seines Freundes v. Konkoly der 8-Zöller montiert und eine primitive Kuppel
    gebaut. Ein Passageninstrument von v. Gothard und eine Strassersche Pendeluhr
    vervollständigten die kleine Sternwarte Paulys, auf der eifrig Sonne und
    Planeten beobachtet wurden, die aber hauptsächlich der Prüfung neuer Apparate
    diente.



    Durch die Beziehungen mit den Optikern in Jena und mit Dr. Schott kam Pauly
    mit Abbe in Berührung, der in der selbstlosen, begeisterten Arbeit Paulys sein
    sympathisches Gegenstück fand. Als daher in Abbe, durch Freunde angeregt, sich
    der Gedanke gefestigt hatte, beim Zeiß-Werk die Herstellung astronomischer
    Instrumente aufzunehmen, war es naheliegend, daß er versuchte, Pauly für das
    Vorhaben zu gewinnen.



    Paulys Gesundheit hatte durch den Doppelberuf recht gelitten. Er war, wie
    Steffens* berichtet, trotz der vielseitigen Beschäftigung die erste Autorität in
    seinem eigentlichen Beruf geblieben und hatte die Fabrik, dem stark
    anwachsenden Betrieb entsprechend, fortwährend erweitert und auf höchster Höhe
    erhalten. Der Arzt riet ihm, eine seiner Tätigkeiten aufzugeben. Er entschied
    sich zugunsten der Optik. Zucker machen könne auch ein anderer, große Linsen
    schleifen aber nicht, meinte er. Auch der Wunsch, die heranwachsenden Kinder
    in der Schulzeit im Hause behalten zu können, spielte mit.



    So folgte Pauly dem Ruf nach Jena und übernahm es, als Teilhaber, eine
    astronomische Abteilung am Zeiß-Werk ins Leben zu rufen (1. April 1897). Sowohl
    Schäfer als
    Tauchnitz begleiteten ihn. Sie waren in der Folge seine treuen und
    unermüdlichen Helfer, auf deren Geschicklichkeit und Erfahrung er sich
    verlassen durfte.



    Es wurde Pauly nicht leicht, aus der selbständigen Stellung als Direktor
    einer der größten Zuckerfabriken sich in die doch abhängige Stellung im
    Zeiß-Werk hineinzufinden, und es war für ihn — den großen Organisator und
    unternehmenden Geschäftsmann — entschieden ein Fehler, nach dem Tode des großen
    Abbe seine Teilhaberschaft aufzugeben, um Zeißscher Beamter zu werden.



    Unter großen Schwierigkeiten, die besonders der von Pauly noch nicht
    beherrschte mechanische Instrumentenbau verursachte, wurden die ersten größeren
    Instrumente konstruiert und neue Arbeitsmaschinen eingerichtet.



    In emsiger Arbeit verstrich die Zeit, in stetem Gedankenaustausch mit dem
    genialen Abbe vervollkommneten sich Methoden und Einrichtung. Überall fand der
    stille Beobachter zu jener Zeit die Spuren Paulys auch in den anderen
    Abteilungen des Zeiß-Werkes. Ohne es zu wollen und ohne daß es die meisten
    merkten, hafteten Paulys Anregungen und trieben Früchte.



    Die Theoretiker H. Harting* und A. König leisteten begeistert Unterstützung
    mit neuen optischen Rechnungen; Herr Orth versuchte sein bestes in
    feinmechanischen Konstruktionen.



    In dem Astronomen W. Villiger* (1902) und dem Ingenieur Fr. Meyer (1903)
    verstand Pauly originelle Helfer für Optik und Instrumentenbau zu finden und
    stellte so zwei hervorragende Männer an die richtigen Stellen.



    Die Abteilung sicherte sich bald durch ihre Arbeiten großes Ansehen in der
    astronomischen Welt. Auch die im wesentlichen von Pauly selbst konstruierten
    Aussichtsfernrohre und militärischen Lichtsignalapparate verbreiteten den Ruf
    der Anstalt in weitere Kreise.



    Von größeren Instrumenten, die unter Pauly aus dem neuen Institut
    hervorgingen, erwähne ich: den dreifachen 150, 120, 120 mm-Refraktor für Simeïs*
    (00-04), das 720 mm-Spiegelteleskop für den Königstuhl (01-04), das 640 mm-
    Objektivprisma für die Kap-Sternwarte (02), das Zenitteleskop für die Jenaer
    Sternwarte (04-06), das 400 mm-Spiegelteleskop für Innsbruck (03-05), das 1000
    mm-Spiegelteleskop für Bergedorf (08-11), den 145 mm-UV-Petzval mit 15° und 30°*
    Objektivprismen für das Yerkes-Observatory (05, 11), den dreifachen 360
    mm-Refraktor für Neuchâtel* (08-10), das 12"* Objektiv für die Berliner
    Sternwarte (08-11), die 350 und 300 mm-Objektive für Zürich (08-11), den 340
    mm-Astrographen für Bergedorf (09-11), den 650 mm-Refraktor für Babelsberg und
    das 1911* begonnene, wegen des Krieges unvollendete 1200 mm-Spiegelteleskop für
    das gleiche Institut.



    So ist in diesen 14 Jahren durch Pauly und seine Mitarbeiter die Großoptik
    in Deutschland zu unerwarteter und sich immer steigernder Entfaltung gelangt,
    und ihr Aufblühen wird dauernd an den Namen Pauly geknüpft sein.



    Pauly, dessen Gesundheit in den letzten Jahren sichtlich zurückging, und
    der sich aus verschiedenen Gründen in seiner Stellung nicht mehr wohl fühlte,
    löste 1913* seine Beziehungen zum Zeiß-Werk.



    Die letzten Jahre seines Lebens widmete er sich fast ganz seiner Frau und
    seinen Kindern. In aller Stille aber pflegte er seine alte Wissenschaft, die
    Chemie. Er arbeitete eifrig über Kolloïde. Leider schritt seine Krankheit, die
    durch die Aufregungen und Entbehrungen des Krieges Nahrung erhielt, rasch
    weiter. Sein früher so unvergleichlicher, goldiger Humor, der ihn seinen
    Freunden so wertvoll machte, hatte ihn verlassen. Wehmutsvoll und gebeugt durch
    die Leiden erwartete er den Tod, der ihn uns am 26. April 1917 entriß.



    Pauly verstand es wie wenige, die Fähigkeiten von Leuten zu erkennen und
    sie für einen Zweck zu begeistern. Vor keiner Schwierigkeit scheute er zurück;
    alles, was er in die Hand nahm, ging schließlich, wenn auch oft nach vielen
    Verbesserungen. Alle Probleme wußte er mit ideenreichem Scharfblick von den
    verschiedenen Seiten anzupacken. In allem, was er angriff brachte er es zu
    einer Meisterschaft. Aber die Vielseitigkeit war ihm stets Gefahr; sie hinderte
    ihn wohl, noch höher zu steigen.



    Von Manchen, die ihn nicht aus nächster Nahe kannten, ist die geistige
    Bedeutung Paulys nicht recht erfaßt worden. Das kommt daher, daß er, im Umgang
    ein äußerst bescheidener und stiller Mensch, sich nirgends vordrängte, aber doch bei
    jedem Umgang stets der anregende und gebende Teil war, ohne daß es die meisten gewahr
    wurden.



    Astrowerkstatt um 1904Max Wolf
    Astronomische Werkstatt Paulys, um 1904
    Max Wolf, Direktor der Sternwarte Heidelberg-Königstuhl



    Königstuhl, 1918 Juli. Max Wolf


    1) Siehe http://www.nafa.dk/index.php?id=uraniahist

    2) Hier weicht diese redigierte Version ausnahmsweise vom Originalsatzspiegel ab, bei dem an beiden Stellen ein nicht akzentuiertes O als erster Letter eingesetzt wurde, an der ersten Stelle mit folgendem Leerzeichen und an der zweiten Stelle mit folgendem Bindestrich. Statt dessen folgt diese Version der Schreibweise in Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1905 für den Ort der ersten ungarischen Sternwarte.


    3) Es darf angenommen werden, daß sich die Jahreszahl ([18]89) auf das Teleskop von
    Alexander Grinenko bezieht, denn der seit 1929 im Besitz der Volkssternwarte Köln befindliche andere Pauly-Refraktor
    wurde 1891 von Philipp Fauth bestellt und auch fertig gestellt
    (persönliche Mitteilung von Hermann-Michael Hahn an den Autor der Fußnote).


    * Vermutlich durch den Einsatz von OCR-Software beim Scannen des Originals hatten sich Fehler in der HTML-Version ergeben. Diese sind hier korrigiert.





    >









    Aussage bzgl. des Urania-Objektivs


    Von Diplom-Astronom Hans G. Beck, Jena.

    aus dem Englischen übersetzt von Ingo Kelmes



    Die Geschichte des kostenfreien Geschenks von Glasronden durch Otto Schott an [Victor] Nielsen kann leicht erklärt werden: Als Schott 1884 seine Arbeit in den Glaslaboren in Jena begann, arbeitete er ein Programm aus, alle möglichen Kombinationsarten von Mineralien zu untersuchen. Er führte eine große Anzahl von Versuchen aus, hunderte und Aberhunderte. Wegen der kleinen Abmessungen der Mikro[skop]optik und der Anforderung an ein Prisma zur Überprüfung der Dispersionseigenschaften war die Glasmenge für jeden Versuch nicht hoch.


    Jedenfalls ist dokumentiert dass Ernst Abbe, der sehr vertraut mit der Arbeit von Fraunhofer war, Schott vorschlug, größere Glasmengen zu erschmelzen, die für Teleskopoptiken genutzt werden könnten. Weiter schlug er vor, die Glasschmelze in eine "Form" einer zylindrischen Ronde statt eines Glasblocks zu gießen. Indem er dies ausführte muss Schott eine Anzahl von Glasronden hergestellt haben aber niemand in Jena hatte besondere Erfahrung im Schleifen und Polieren von Linsen größerer Abmessungen mit hoher Genauigkeit.


    Ernst Abbe sandte 1866 seinen Assistenten Siegfried4) Czapski zu Carl Bamberg, der ein Lehrling von Carl Zeiss war, und der astronomische Geräte in einer Betriebswerkstatt in Friedenau nahe Berlin herstellte5). Czapski rechnete zwei Objektive, die in Bambergs Werkstatt gefertigt wurden. Aber die genutzten Gläser, Phosphorcrown und Baratflint, waren empfindlich gegen den Einfluß der Atmosphäre. Zu dieser Zeit nutzte Max Pauly die neuen Gläser aus Jena vor seinem Eintritt bei Zeiss 1897.


    So ist erklärt warum die Linsenfassung keine Nummer trägt. Es gibt ein weiteres Objektiv von Max Pauly in Frankfurt a. Main im Observatorium des Physikalischer Verein.


    4) Im englischen Original lautet der Vorname "Cars"; der Nachlass von Max Wolf erwähnt allerdings nur Siegfried Czapski, den Assistenten von Ernst Abbe.


    5) 1871-1887 laut Wikipedia noch in Berlin Mitte, siehe den Eintrag zu den Askania-Werken.


















  • 10 neue Smileys eingefügtDatum21.11.2009 02:32

    Hallo zusammen,

    einer Anregung von Julius folgend habe ich 10 neue Smileys in die Symbolleiste eingefügt.

    Viel Spaß cool2

    cleopatra

  • Hallo Daniela,

    das ist in der Tat weit daneben, genauso weit wie der Winkelabstand zu Epsilon 1/2. Vielleicht lohnt der Hinweis, daß es sich bei dem Screenshot nicht um ein CCD-Bild durch den Cassegrain sondern um eine Sternkarte handelt (sonst würde man um Wega herum ja das Lichtbeugungskreuz der Fangspiegelhalterung sehen )

    Liebe Grüße
    cleopatra

  • Hallo Daniela,

    neben Fotos vom Teleskop wären natürlich auch Fotos durch's Teleskop interessant !

    Liebe Grüße
    cleopatra

  • Namen und DecknamenDatum13.09.2009 20:23
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema Namen und Decknamen

    Hi Deep Thought,

    danke für Deinen Beitrag !

    Wir Admins empfehlen für dieses Forum die Wahl eines "nichtsprechenden" Nicknames, d.h. nicht mit dem eigenen Namen übereinstimmenden Nicknames. Das hatte aber nicht nur den offensichtlichen Grund des Persönlichkeitsschutzes nach außen gegen alle möglichen Datensammler, die das Internet für aggressive Geschäftspraktiken oder gar kriminelle Machenschaften mißbrauchen.

    Vielmehr sollte es auch eine möglichst freie Meinungsäußerung nach innen ermöglichen, auch gegen die jeweilige Vorstandspolitik, ohne gleich heftige Reaktionen unmittelbar abzubekommen.

    Nur funktioniert das in der Praxis meiner Meinung nach nicht wie geplant: Natürlich ist durch die häufige Nutzung des Nicknames für normale Beiträge nach innen irgendwann aus dem Inhalt und Zusammenhang klar, wer hinter dem Nickname steckt, so daß der Name für Polemik nicht mehr nutzbar ist. Andererseits bleibt es für neue Mitglieder schwer durchzublicken und die von Dir beschworene Gemütlichkeit leidet.

    Wir haben deshalb schon seit einiger Zeit als Kompromiß eine Rubrik "Wer ist wer", die nur im internen Bereich für VdS-Mitglieder zu sehen ist. Es ist aber den Mitgliedern überlassen, ob sie sich dort "outen"

    Mehr Offenheit ist unsererseits nicht geplant und wäre angesichts der Gefahren, die im Internet lauern, auch nicht für uns zu verantworten.

    Viele Grüße
    cleopatra

  • TitelDatum03.09.2009 05:22
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema Titel

    Beim letzten Forenupdate durch Miranus wurde folgende Änderung aktiv:

    "Veränderte Benutzertitel werden sofort bei allen Mitgliedern übernommen"

    Dadurch wird die Änderung vom Titel "Besucher" auf das Blaue Feld mit dem goldenen Strich (die ja bereits bei 0 Beiträgen erfolgt) nicht mehr erst nach dem ersten Beitrag sichtbar, sondern sofort nach der Registrierung. Nur bei vor dem Update registrierten Mitgliedern bleibt der alte Titel "Besucher" noch bis zum ersten Beitrag sichtbar.

    Das Blaue Feld mit dem Strich steht also künftig für jedes neue Forenmitglied.

    Besteht darüber hinaus eine Mitgliedschaft in der Vereinigung der Sternfreunde Köln e.V. (VdS), kann man sich hier im Forum als "Mitglied VdS" freischalten lassen und erhält dann diesen Titel statt des Blauen Feldes.

    Die anderen Foren-Mitglieder behalten das Blaue Feld und können darin je nach Zahl Ihrer Beiträge einen bis drei Sterne sammeln.

    Viele Grüße
    cleopatra

  • Tja und gleich mein erster Erfahrungsbericht von der Mondphysikshow vom Samstag 01.08. 16:00 Uhr (es wurden insgesamt 6 Shows dieser Art von je 45 Min. am 01.08. und 02.08. geboten). Ich begnüge mich dabei mit den Bildern die ich dabei gemacht habe, ansonsten kann ich mich dem Bericht von T Tauri anschließen

    Bebildert sind :
    - Teleskope von Volkssternwartenmitgliedern im Foyer
    - Vilma Vader auf dem Kriegspfad
    - Artikel über ihre Missetat
    - der arme Wolfgang ohne sein Schwanzende - deshalb nur fast auf 180
    - Was passiert mit Ballons / Schokoküssen im Vakuum des Weltalls ?
    - Gibt es "die" dunkle Seite des Mondes ?
    - Was sieht man mit einem Fernrohr auf dem Mond ?
    - Wie funktioniert ein Fernrohr ?
    - Bezaubernde Iris mit ihrer magischen Kunstkiste
    - Der Mond wurde aus der Erde "herausgeschossen"...
    - Warum der Mond bei einer Mondfinsternis dunkelrot ist.
    - Das Ensemble genießt den verdienten Applaus

    Viele Grüße
    cleopatra


  • Hallo,

    in diesen Thread gehören - als Ergänzung zum Veranstaltungskalender - Erfahrungen und Bilder, die Sie / Ihr bei Veranstaltungen gemacht haben / habt. Aber auch nützliche Infos wie z.B. Wegbeschreibungen, Eintrittspreise etc.

    Außerdem können hierhin Infos aus dem Intern-Unterforum verschoben oder kopiert werden, wenn sie sich bei genauerer Prüfung als nicht wirklich intern erweisen.

    Viele Grüße
    cleopatra

  • Liebe Leserinnen und Leser,

    auf meine Anfrage in der Vorstandssitzung vom 23.06. zu dem Vorstandsbeschluß zur wechselseitigen Nutzung von Inhalten zwischen Forum und ANTARES wurde mir bestätigt, daß Wiederveröffentlichungen im Forum durch den Beschluß über die Archivierung des ANTARES im Forum gedeckt sind.

    Viel Spaß also beim Lesen des ersten aufbereiteten ANTARES-Artikels, sozusagen "digitally remastered"

    cleopatra

  • VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0Datum07.05.2009 23:46
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0

    Hi Voyager,

    es ist soweit, das Logo ist ab sofort klickbar mit Link zur Homepage

    Da ich die Bilder mit einer selbstgestrickten Javascriptfunktion ins Layout einbaue, mußte ich diese Funktions-Erweiterung erstmal gründlich testen... Habe außerdem gleichzeitig einen Fehler bei der Tooltipanzeige behoben.

    Gruß
    cleopatra

  • VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0Datum07.05.2009 00:24
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0

    Hi stratus,

    danke für den Link !

    Mir ist übrigens aufgefallen, daß der dort zu findende "Stella"-Link zum ITT Kärnten nicht so aktuell ist wie der "astrogarten"-Link, den ich unten im Kalender verwende.

    Gruß
    cleopatra

  • VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0Datum06.05.2009 17:33
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0
    Hi Voyager,

    das ursprüngliche Argument, was gegen die Verlinkung außerhalb von Beiträgen sprach, war daß Links in Beiträgen im Gegensatz zu Links außerhalb von Beiträgen automatisch ein neues Fenster öffnen. Dadurch wird sichergestellt, daß das Forumfenster bestehen bleibt und man das Ausloggen so nicht vergißt. Inzwischen weiß ich wie ich diese Eigenschaft bei Links außerhalb von Beiträgen in HTML angeben kann.

    Ich werde deshalb Deinen Linkvorschlag demnächst für das Logo umsetzen, nicht aber für den Schriftzug, weil das auf der Homepage ähnlich gelöst ist (klickbares Logo, nicht klickbarer Schriftzug).

    Gruß
    cleopatra
  • Ist noch inoffiziell, nur für Dich lesbar.

    Wir benötigen ein Abkommen zur wechselseitigen Verwertung von Medieninhalten mit dem Vorstand, bevor wir das freigeben dürfen. Zunächst mal warte ich noch auf eine Antwort/Genehmigung von Herrn Hahn speziell zu diesem Artikel. Wie wär's mit einem Antrag auf TOP-Erweiterung für die nächste Vosi ?!

    Gruß
    cleopatra

  • Thema von cleopatra im Forum Schatzkiste






    DAS NEUE HAUPTINSTRUMENT DER KÖLNER VOLKSSTERNWARTE

    ===================================================



    Unser neues Instrument ist endlich da! Am 15. Dezember 1967 standen

    die Container und Kisten auf dem Schulhof des Schillergymnasiums,

    am 16. und 17. Dezember erfolgte die Montage. Das Instrument ist

    bereits einsatzbereit - wovon sich viele Sternfreunde schon über-

    zeugt haben -, trotzdem bleibt natürlich noch einiges zu tun.



    Es war ein langes und mitunter auch etwas schwieriges Bemühen, die

    Bewilligung zur Anschaffung eines neuen, größeren und leistungsfähi-

    geren Instrumentes von der Stadt Köln zu erhalten. Die gesicherte

    Gesamtfinanzierung des Projektes mußte aber den Ausgangspunkt aller

    weiteren Überlegungen bilden. Im Vordergrund unserer Überlegungen

    stand dabei nicht einmal so sehr eine größere Apertur (wenngleich

    auch sie eine Rolle spielte), sondern vielmehr die Frage: was kann

    und muß getan werden, um günstigere Voraussetzungen für eine erfolg-

    reiche Öffentlichkeitsarbeit zu schaffen? An der Qualität unserer

    alten Pauly-Linse bestand kein Zweifel, und so gingen viele Überle-

    gungen zunächst in die Richtung, sie in einem neuen Instrument wie-

    der zu verwenden. Dieser Weg erwies sich später als nicht gangbar,

    setzten doch die optischen Daten des Objektivs ziemlich starre Gren-

    zen. Auch kostenmäßig konnte kaum ein Vorteil ausgerechnet werden.

    Unser Problem bestand ja u.a. darin, eine optimale Leistungsfähig-

    keit des Gesamtinstrumentes - und nicht nur seines optischen Teils -

    zu erreichen unter der Bedingung, Besuchergruppen möglichst schnell,

    gut und rational zur Verfügung zu stehen. Damit war aber vor allem

    auch die mechanische Komponente des Instrumentes angesprochen. Un-

    sere alte Montierung konnte, obwohl sie uns viele Jahre ihre Dienste

    leistete, diesen Erfordernissen immer weniger genügen. Ihre (kost-

    spielige) Überarbeitung und Weiterverwendung wäre nur eine höchst

    unbefriedigende und auf die Dauer gesehen doch nicht sinnvolle Lö-

    sung gewesen. Aus all diesen und vielen anderen Gründen mußte von

    uns schließlich jede Teillösung verworfen und die Anschaffung eines

    gänzlich neuen Instrumentes erwogen werden, dies um so mehr, als wir

    in der Frage des Hauptinstrumentes eine Lösung nicht für den Tag,

    sondern für Jahre und Jahrzente anstrebten. Auch kostenmäßig er-

    wies sich dieser Weg nach unserer ehrlichen Überzeugung letztlich

    doch immer wieder als der günstigste. An dieser Stelle dürfen wir

    auch dankbar feststellen, daß sich die Stadt Köln unseren Argumen-

    ten nicht verschloß und mit ihrer Finanzierungszusage unsere wei-

    teren Überlegungen auf eine konkrete Basis stellte.



    In unzähligen Sitzungen und Gesprächen hatte sich unsere Vorstel-

    lung vom Hauptinstrument für unsere Volkssternwarte herauskristal-

    lisiert, die zu verwirklichen die Firma M. Wachter, Stuttgart, über-

    nommen hatte. Wir gingen von der Überlegung aus, welche Öffnung in

    der licht- und dunstgeschwängerten Großstadtatmosphäre sinnvoll noch

    eingesetzt werden könnte. Auch die schon vorhandene Kuppel mit 4,90

    Meter Durchmesser setzte uns eine Grenze. Ein Reflektor größerer

    Apertur - wir dachten da an 400mm Öffnung - schied aus, u.a. auch

    schon wegen der relativ langen Temperierungszeit. Im übrigen stehen

    uns bekanntlich bereits zwei Spiegelfernrohre mit 100 mm (Heiden-

    hain) und 200 mm (Saile) Öffnung zur Verfügung, die wir auf der

    Plattform mit gutem Erfolg einsetzen. Wir entschieden uns für einen

    Coudé-Refraktor von 225 mm Öffnung. Der Beobachter sitzt immer am

    selben Platz mit dem Gesicht in Nordrichtung, kann in bequemer

    Körperhaltung den gesamten Himmel "abfahren", er kann beobachten,

    fotografieren, zeichnen, fokussieren, ohne auch nur die geringste

    Erschütterung im Gesichtsfelde zu bemerken.






    Nahezu alle Steuerungen des Instrumentes sind vom Sitzplatze aus

    möglich. Das dürfte ein wesentlicher Vorteil für die Arbeit mit

    dem Instrument und, nicht zuletzt, bei der Führung von größeren

    Besuchergruppen sein.



    Wir haben, nach Abwägung aller denkbaren Möglichkeiten, unserem

    Rohr ein Objektiv von 225 mm Öffnung und 3000 mm Brennweite ge-

    geben. Dies entspricht einem Öffnungsverhältnis von 1 : 13,333.

    Bei diesem F/D würden sich bei einem Fraunhofer-Achromaten die

    Bildfehler, vor allem der Farbfehler, bereits störend bemerkbar

    machen. Daher entschieden wir uns für einen Halbapochromaten.

    Eine Verlängerung der Brennweite schied bei der gewählten Kon-

    struktion durch die vorgegebenen Daten, insbesondere durch den

    Kuppeldurchmesser aus. Die optische Ausstattung des Instrumentes

    besorgte die Firma D. Lichtenknecker, Weil der Stadt.



    Selbstverständlich wären auch andere Möglichkeiten der Konstruk-

    tion und der optischen Daten möglich gewesen, und sie wurden auch

    vorgeschlagen und lebhaft diskutiert. Bei der Entscheidung war

    jedoch zu bedenken, daß nicht persönliche Neigungen, individuelle

    Vorstellungen usw. den Ausschlag geben durften, sondern der Ge-

    sichtspunkt der Verwendung des Instrumentes in einer Volksstern-

    warte. Weiterhin ist zu berücksichtigen gewesen, daß die vorhan-

    denen Einrichtungen (Kuppel, Sockel u.a.m.) schon aus Gründen der

    Kostenersparnis zu verwenden waren. Schließlich war auf eine op-

    timale Gesamtleistung(!) abzustellen. So reizvoll für den einen

    ein 400 mm-Spiegel auch gewesen sein mag, so interessant etwa

    ein Faltrefraktor für den anderen usw., letztlich mußte die gesam-

    te Einrichtung praktikabel sein.



    Einen Umbau des Fundaments in der Kuppel wollten wir vermeiden.

    Aus diesem Grunde mußte ein neuer Instrumentenfuß konstruiert und

    gebaut werden. Diese Arbeit wurde von Vorstandsmitgliedern, natür-

    lich kostenlos, übernommen. Der Fuß wurde zur Anpassung an die In-

    strumentensäule an die Herstellerfirma geschickt. Da ein Gewicht

    von ca. 1 to darauf lastet, bedurfte es einer besonders steifen

    Schweißkonstruktion. Allein die Säule mit Justierkopf wiegt rund

    250 kg, die Gegengewichte rund 100 kg. An der Säule befindet sich

    ein Kasten, in dem die Antriebselemente für die Nachführung unter-

    gebracht sind. Durch Druckknopfbedienung ist die Laufgeschwindig-

    keit vor- und rückwärts variabel regelbar. Aus Sicherheitsgründen

    wurden bewußt nur Stromspannungen bis zu 24 Volt an das Instrument

    herangetragen. Im übrigen kann jetzt auch die Kuppel vom Instrumen-

    tenpult aus über ein Relais bewegt werden.



    Drehbare Teilkreise erleichtern die Einstellungsarbeiten am Himmel.

    Bekanntlich war und ist der Umgang mit Sternzeit, Stundenwinkel und

    Rektaszension nicht jedermanns Sache und im übrigen zeitraubend. Es

    wurde daher eine einfachere Lösung angestrebt: Mit Hilfe des Suchers

    wird auf einen bekannten Stern Fadenkreuzmitte eingestellt. Sodann

    ist der Teilkreis zu lösen und die Rektaszension des eingestellten

    Sternes auf den Index zu bringen. Der Teilkreis wird nun wieder fest-

    gestellt. Nunmehr kann für die Dauer eines ganzen Beobachtungsabends

    mit völlig ausreichender Genauigkeit jedes Objekt nach seinen Koor-

    dinaten eingestellt und aufgefunden werden. Diese Methode setzt frei-

    lich eine sehr genaue Aufstellung des Instrumentes voraus. Die Fein-

    justierung des Instrumentes - eine diffizile und etwas langwierige

    Arbeit - ist noch nicht abgeschlossen. Für allgemeine Beobachtungen

    unserer Sternfreunde - das darf hier angemerkt werden - ist die er-

    reichte Genauigkeit heute schon (Mitte Februar) völlig ausreichend.

    Weitere Verbesserungen werden vorgenommen.






    Mit Hilfe eines Okularrevolvers (s.Abb.) lassen sich durch jeweils

    eine Drehung vier verschiedene Vergrößerungen einstellen, ohne daß

    die Okulare gewechselt werden müssen. Es stehen Okulare von 60 mm

    = 50fache bis 6 mm = 500fache Vergrößerung zur Verfügung. Die Be-

    stückung des Revolvers kann vor Beginn der Beobachtungen je nach

    Programm vorgenommen werden. Die uns zur Verfügung stehenden Oku-

    larbrennweiten erlauben eine ziemlich feine Abstufung, so daß hier

    allen Anforderungen entsprochen werden kann.




     (Abbildung: Teil der Montierung mit Okularauszug und Okularrevolver)





    Einem kurzen Vergleich mit unserem alten Hauptinstrument mögen folgen-

    de Zahlen dienen: Öffnung: 225/162 mm; Brennweite: 3000/2850 mm; Öff-

    nungsverhältnis: 1 : 13,3/17,5; Flächeninhalt: 397/196 qcm.



    Über die Leistungsfähigkeit des neuen Hauptinstrumentes unserer Volks-

    sternwarte wird an dieser Stelle ausführlich berichtet werden, sobald

    entsprechende Erfahrungen gesammelt sind. Auch über die Weiterverwen-

    dung der optisch hervorragenden Pauly-Linse wird zu gegebener Zeit zu

    berichten sein.



    Abschließend dürfen wir hier im Namen des Vorstandes und für alle Be-

    teiligten mit Befriedigung feststellen, daß unser aller Einsatz sich

    gelohnt hat. Möge die Vereinigung der Sternfreunde Köln, in deren Hän-

    de das Instrument gelegt wurde, für ihre Mitglieder und für die Bevöl-

    kerung Nutzen ziehen und die Kenntnis der Wunder des Himmels, das astro-

    nomische Wissen mehren.




    Bilder (2): Renkawitz Laudenklos/Dracker




  • Zum GeleitDatum04.05.2009 17:41
    Thema von cleopatra im Forum Schatzkiste

    Liebe Leserinnen und Leser,

    an dieser Stelle werden künftig ausgesuchte Artikel aus unserer Vereinszeitschrift neu veröffentlicht. Den Quellenforschern sei das Unterforum mit gescannten Ausgaben im nur für VdS-Mitglieder lesbaren Forum "Vereinsarchiv" empfohlen, dort finden sich die Originale.
    Für die Reproduktionen nehmen wir uns die Freiheit, offensichtliche Tippfehler kommentarlos zu bereinigen, aber auch sachliche Fehler (z.B. den beliebten Vorzeichenfehler in Formeln) kommentiert zu korrigieren. Um den Textfluß nicht zu stören, werden die Kommentare als Fußnoten ans Ende des Artikels angefügt. Dort finden sich dann ggfs. auch Hinweise auf veraltete Textpassagen und neuere Wissensstände dazu.

    Diese Auslese soll gezielt Artikel, die auch heute noch fachlich interessant sind, in die aktuelle Diskussion befördern und so neue Impulse geben.

    Viel Spaß beim Lesen !

    cleopatra
    Julius Cäsar

  • Saturn mit Digicam am WachterrefraktorDatum29.04.2009 17:45
    Hallo,

    hier meine besten Saturnbilder vom April, aufgenommen afokal am Wachterrefraktor mit 14mm Pentax-Okular und Digicam Pentax Optio W20 (maximal optisch gezoomt + ein wenig digital gezoomt).

    LG cleopatra

    Bild 1: Saturn am 01.04.2009 20:23 Uhr
    Bild 2: Saturn am 10.04.2009 20:50 Uhr
  • erlaubte NicknamenDatum29.04.2009 16:32
    Hallo liebe angehende Forennutzer !

    Sind Sie gerade dabei, sich einen möglichst coolen Nicknamen für Ihren Einstieg ins Forum auszudenken

    Nur zu !

    Allerdings gibt es eine kleine Einschränkung: Mit Sonderzeichen könnte es Probleme geben. Mittlerweile erwiesen ist, daß ein Apostroph (') im Nicknamen nicht funktioniert, d.h. der Name wird zwar noch uns Administratoren zur Freischaltung angegeben, aber bei der Freischaltung verschwindet der Name im Nirgendwo. Ich werde diese Diskriminierung von irischen Nicknamen mal im Supportforum beklagen.

    Liebe Grüße
    cleopatra
  • Wer noch auf die Canon EOS 350D spekuliert : Pech gehabt, die ist verkauft
    Bin schon gespannt was ich damit so alles an Astrofotos hinbekomme
    Viele Grüße
    cleopatra

  • Der AstroworkshopDatum28.04.2009 17:46
    Thema von cleopatra im Forum Volkssternwarte Köln

    Für unsere Aktiven ist dies zwar nichts Neues, aber die Mitglieder, die bisher nur selten in die Sternwarte kamen, interessiert vielleicht, wie unsere wichtigste regelmäßige Mitgliederveranstaltung so abläuft.

    Der Astroworkshop ist ein Zusammentreffen der verschiedenen "Arbeits-"Gruppen in der Sternwarte um Ergebnisse und Tipps auszutauschen und weitere Hobbytätigkeiten zu verabreden/planen/vorzubereiten etc.
    Es beginnt erst mal in großer Runde und spaltet sich nach Austausch der wichtigsten Informationen in die einzelnen Gruppen auf, die dann ihre Themen weiter besprechen bzw. diskutieren. Wer bei mehreren Gruppen mitmacht oder neu ist, geht auch von Gruppe zu Gruppe, um von allem etwas mitzubekommen.

    Themen sind z.B.
    - Astrofotografie
    - Bildbearbeitung
    - Fernrohrtuning / -selbstbau
    - Fernrohrtest
    - Spiegelschleifen
    - aktuelle Beobachtungen
    - praktische Übungen mit dem Wachterrefraktor und dem sonstigen Equipment der Sternwarte
    - aktuelle Astronews
    - Kosmologie / Astrophysik
    - Entwicklung neuer Vorträge und Verbesserung alter Vorträge für das Freitagsprogramm
    - Internetrecherchen zu obigen Themen
    - Vorbereitung von Exkursionen
    Künftig geplant:
    - Entwicklung, Bau, Tuning, Justage, Reparatur von allerlei astrooptischem Gerät, z.B. künstlicher Stern, Interferometer etc.
    - Bau von Modellen für die Lange Nacht der Museen

    Der Astroworkshop findet jeden 2. Mittwoch statt (nächster Termin: 29.04. ab 19:30 Uhr) und bietet sogar interessierten Nichtmitgliedern die Gelegenheit, mal "reinzuschnuppern".

    Liebe Grüße
    cleopatra

  • VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0Datum28.04.2009 16:12
    Foren-Beitrag von cleopatra im Thema VERANSTALTUNGSKALENDER 3.0
    Hi Julius,

    hab gerade noch den Termin am 29.04. und die anderen Kölner Ringvorlesungstermine in Deiner Liste eingefügt. Die anderen Ringvorlesungstermine in Köln haben leider noch keine ausführliche Beschreibung per Link, da müßten wir jeweils ein paar Tage vorher noch mal nachschauen ob es was zu ergänzen gibt.

    Gruß
    cleopatra
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