Sonne im Ha-Licht am 28.03.2025 (starker Plasmaauswurf)
An diesem Nachmittag beobachtete Rudolf Tonn visuell die Sonne im Ha-Licht und kurz danach erhielt ich einen Anruf ob ich ebenfalls am beobachten bin. Ich sagte Rudi, nein, ich hatte morgens zwar mal geschaut und auch einen „Knubbel“ am Sonnenrand, auch einen Tag vorher schon im Friesheimer Busch beobachtet, dem aber keine weitere Beachtung geschenkt. Rudi sagte mir dann ich sollte schnellstens mal schauen da tut sich was an diesem „Knubbel“. Er sah bereits zwei Protuberanzenbögen (Ringförmige Protuberanzen) die sich scheinbar ablösen. Ich hatte meine ganze Ausrüstung vom Vortag noch im Fahrzeug, schaute schnell mit meinem kleinen Lunt DS 35mm und da waren die beiden Bögen schon auseinander. Was für eine Geschwindigkeit! Schnell die Ausrüstung aus meinem Fahrzeug und alles aufbauen. Man weiss nie was noch folgt! Wie die erste Aufnahme um 16:31 Uhr zeigt war bereits der starke Plasmaauswurf schon sehr aktiv. Laut LPIndie wo ich auf YouTube ab und zu seinen Kanal verfolge, soll die Plasmageschwindigkeit über 1000km pro Sekunde gewesen sein! Dieser Ausbruch war eine Kette von starkem Plasmaauswurf mit darüber liegendem Filament was eher selten ist! Es soll ein X.1.1.4 gewesen sein. Gut das dieser nicht in unserer Richtung geschossen ist. Dann hätten wir ernsthafte Probleme bekommen! Es war eine Herausforderung mit meinem Equipment diese weit nach außen schleudernden schwachen Protuberanzen sichtbar zu machen denn ich musste dabei die Sonnenoberfläche stark überstrahlen. Leider stand die Sonne bei mir zu Hause schon tief aber ich hatte Glück gehabt. Die Aufnahmequalität sieht man am letzten Bild um 17:19 Uhr. Hier war das „Seeing“ nicht mehr gut. Aber man erkennt den „Zerfall“ des Ausbruches und die zeitliche Geschwindigkeit. Ich habe die Bilder verschieden eingefärbt. Die Oberfläche auch mal invertiert.
Name des Motives: Starker Plasmaauswurf Fotograf: Peter Schmidt Aufnahmeort und -datum: Kerpen, den 28.03.2025 Equipment und Aufnahmedaten: Coronado SolarMax II, DS 90/800mm mit BF30. Montierung: Skywatcher AZ- EQ6 GT. Kamera: ZWO-ASI1600mm-mono. Belichtungseinstellung: verschiedene. Bildbearbeitung: Autostakkert 3!, Giotto und PS.
Ohne Rudis schnelle Info an mich wären diese Aufnahmen nicht zustande gekommen. Daher widme ich diese Bilder unserem Rudi :-)
Nehme die Widmung errötend und dankbar entgegen! Werde diesen Anblick wohl nicht mehr vergessen - es war die bei weitem dynamischste Szene, die ich je auf der Sonne beobachten konnte. Die Minuten vor dem Anruf waren obendrein wegen gutem Seeing mit einer tollen Bildqualität in den filigranen Fetzen gesegnet. Weil das simultan "feuernde" Doppel-Flare so absurd groß war, vergaß ich völlig, von meiner Übersichtsvergrößerung 32x auf 46x oder 64x zu wechseln. Ich verlor mich darin, den Plasmaklumpen beim Fliegen zuzusehen. Einige fielen wieder auf die Sonnenoberfläche zurück. Ich war mit dem ehemaligen alten 60/840mm-H-Alpha-Teleskop der Volkssternwarte auf den Balkon gegangen, um eine passende Okular/Graufilter-Kombination für die kommende partielle SoFi am 29.03.2025 zu finden. Dabei sollte das Instrument auf dem Schulhof als Verstärkung für die in der Kuppel und auf der Terrasse eingesetzten Teleskope dienen und sich vom Publikum sehr leicht gucken lassen. Das brillentaugliche ES 26mm aus der "62°-Serie" mit einem 25% Graufilter davor lieferte dann zufällig auf Anhieb die optimale Helligkeit für die krasse "Live-Action" am Vortag. Damit die Leser sich eine Vorstellung von der Wucht und Geschwindigkeit des Auswurfs machen können füge ich einen Link zu einer GIF-Animation des amerikanischen GOES-16 Satelliten bei:
vielen Dank für diese klasse Dokumentation des Ereignisses! So etwas in live zu sehen gehört sicher zu den Highlights, die man bei der Sonnenbeobachtung haben kann. Gruß auch an Rudi für die kollegialen Hinweise an Peter, wodurch uns dieser Eindruck wenigstens aus der Konserve ermöglicht wird ;-)
GRATULATION zu dieser famosen, brillianten und äusserst beeindruckenden Bilderserie zum exorbitant grossen Plasmaauswurf! Wunderbar, dass das "Trommeln" von Rudi Dir das Erstellen der Bilderserie möglich gemacht hat.
Weiß`man, ob Teile des Plasmas nicht auf die Sonne zurück gefallen sind - und jetzt im All unterwegs sind. Falls ja, wie muss man sich das vorstellen? Löst sich das Plasma sukzessive auf, oder fliegen jetzt Plasmaklumpen durch das All?
Einzelne Klumpen konnte ich live am Okular zurückfallen sehen. Der große Rest verhält sich wie eine Ladung "Ionen-Schrot" und fächert immer mehr auf. Ohne magnetischen Zusammenhalt (Der beim blitzartigen "Flare" als Kurzschluss zwischen benachbarten Protuberanzen zerstört wurde) vereinzeln die Protonen und werden im weiteren Verlauf zu einer besonders schnellen und kräftigen Böe des Sonnnenwinds. So ab einem Sonnendurchmesser Abstand hört auch das Leuchten der zerfallenden Klumpen auf, wie Peters Fotos schön demonstrieren. Die Böe rast rein geometrisch gesehen in 2D als "Bogen" und in 3D als "Schild-artige" Struktur ins Planetensystem hinaus. Durch die seitliche Abstrahlung am Sonnenrand hatte es nach dem 28.03. keine Polarlichter auf der Erde zur Folge. Anders wenn es vorne auf der Sonnenscheibe passiert wäre - was man niemandem wünscht! Dann wäre es mit genug Pech eines meiner letzten Telefonate geworden . . .
Hier einige schöne Grafiken und Animationen dazu vom SVS der NASA:
Ebenfalls von der NASA ist diese Info-Grafik, sie zeigt die Größe der während der 1-2 tägigen Reise Richtung Erdbahn enorm gewachsenen "Welle/Böe/Schild". Sprich: Wenn sie von vorne kommt, trifft sie je nach Geschwindigkeit die Erde fast sicher. So langsam wie sie ist kriecht die Erde da nicht mehr rechtzeitig weg.