mit der aktuellen Schlechtwetteperiode schließe ich mein bisher längstes Projekt ab. Seit 2022 habe ich oft "nebenbei" zu anderen Aufnahmensessions auf dieses Objekt gezielt. Es ist bekannt dafür, dass die blaue Erscheinung sehr lichtschwach ist und deshalb sehr viel Belichtungszeit benötigt. Am Ende kamen 39,5 Stunden zusammen.
Ich hatte mir ehrlich gesagt ein anderes Ergebnis erhofft/gewünscht. Allerdings musste ich hier lernen, dass die Lichtstärke des Objektivs nicht allein genügt. Ich denke, um noch mehr "rauszuholen" hätte ich doch eine größere Öffnung verwenden müssen. Au0erdem glaube ich, dass hier auch eine Rolle spielt, ob die Kamera mit Farb- oder Monosensor arbeitet. Letzterer ist bei diesem Ziel wohl Pflicht. So lernt man immer dazu...
Zum Objekt: OU4 ist ein extrem ausgedehnter, schwach leuchtender bipolarer Emissionsnebel im Sternbild Cepheus. Er wurde erst 2011 von dem Amateurastronomen Nicolas Outters entdeckt – daher „OU4“. Das grünlich-blaue Zentrum (in O III-Emission) liegt eingebettet in den größeren, rötlichen Emissionsnebel Sh2-129, den sogenannten Flying Bat Nebula. OU4 scheint aus diesem herauszuleuchten wie ein bläulicher Jet oder „Tintenfischkörper“ in einer rötlichen Hülle.
Physikalische Natur & Entstehung Die genaue Natur von OU4 ist noch nicht völlig geklärt, aber es gibt zwei Hauptdeutungen: Ein bipolares Ausströmungsobjekt (Jet) aus einem jungen massereichen Sternsystem. Im Zentrum befindet sich das Sternsystem HR 8119, ein massereiches Dreifachsystem aus O-Sternen. Diese Sterne emittieren starke Sternwinde und UV-Strahlung, die möglicherweise das Gas um sie herum ionisieren. Der Nebel könnte aus einer kolossalen bipolaren Ausströmung stammen, verursacht durch Wechselwirkungen zwischen den Komponenten von HR 8119. Oder ein unabhängiger, sehr naher planetarischer Nebel: Alternativ wurde vorgeschlagen, OU4 sei ein separater planetarischer Nebel, der zufällig in der gleichen Himmelsrichtung wie Sh2-129 liegt. Diese Theorie würde eine viel geringere Entfernung (~230 pc, etwa 750 Lichtjahre) implizieren, was OU4 zu einem der größten bekannten planetarischen Nebel machen würde.. Beide Szenarien haben Argumente dafür und dagegen; die meisten neueren Studien neigen jedoch dazu, OU4 als massive Ausströmung innerhalb von Sh2-129, also physisch verbunden mit HR 8119 (Entfernung ~2300 Lichtjahre), zu interpretieren.
OU4 ist bemerkenswert, weil es zeigt, wie viel komplexe Gasdynamik selbst in vermeintlich „ruhigen“ HII-Regionen verborgen sein kann. Seine bipolare Struktur deutet auf gerichtete Materieauswürfe hin – ähnlich wie bei jungen Sternen (Herbig-Haro-Objekte) oder sterbenden Sternen (planetarische Nebel).
Wenn OU4 tatsächlich an HR 8119 gebunden ist, wäre das eine der größten bekannten stellaren Ausströmungen in der Milchstraße. Falls nicht, wäre er der größte und nächste bekannte planetarische Nebel – beides spektakuläre Optionen.
Bilddaten: Aufnahmen in 12 Nächten zwischen 2022 und 2025 in der Eifel und Lüneburger Heide 214 Aufnahmen zu je 600 Sekunden (Gain 101, Optolong l-extreme,-10 Grad) 74 Aufnahmen zu je 180 Sekunden (Gain 101, ohne Filter,-10 Grad) kalibriert mit Darks, Flats und Darkflats. Gesamt-Belichtungszeit: 2.362 Minuten
Equpiment: Montierungen: Skywatcher Az-Gti und ZWO AM3, Kamera: ZWO ASI 533mc pro, Guiding: Zwo Guidescope 30mm mit ZWO ASI 120mm mini, Objektiv: Samyang 135mm bei f/2.8, montiert in eine "Astroschelle" von 3D Krug Steuerung: AsiAir mini
Bildbearbeitung in Pixinsight und Photoshop
Ich hoffe, das Bild gefällt euch und wünsche klare Nächte!
Ist doch ein tolles Ergebnis. Wenn ich denke das ich dasselbe Objekt (Forum, Sh2-129 Fliegender Fledermausnebel) am 09.09.2023 schon mal probiert hatte. Leider nur 6 Stunden. Herzlichen Glückwunsch und weiter so :-)
da ich mich auch schon einmal eine Nacht daran versucht habe ( kläglich gescheitert ) weiß ich was für ein schwieriges Object dies ist. Respekt für deine lange Ausdauer beim sammeln von Photonen. Mir gefällt das Bild sehr gut. Und Luft nach oben gibt es immer; aber manchmal ist sie dann einfach zu dünn.