Ungewollt stolperte ich während des Astronomietags am 09.04. 2011 am Okular von Matthias´90mm QUESTAR MAK-Cassegrain über einen sehr seltsamen Krater auf dem Mond. PLINIUS liegt auf der Grenze zwischen Mare Tranquillitatis und Mare Serenitatis. Der 43 km durchmessende Krater zeigte bei 240 x (der Zwerg bildete ab wie ein feiner Fünfzoll-APO, toll für so ne eingerollte Sternkarte mit zentraler Blende! ) einen Zentralberg mit deutlich sichtbarem Gipfelkrater. Der kann trotz des Namens PLINIUS (Pompeji-Überlebender) kaum ein Vulkankrater sein. Bleiben als Erklärungen noch die Thesen Meteoriteneinschlag per Zufallstreffer oder die häufige opische Täuschung durch Schattenwurf bei dem Sonnenstand eines ganz speziellen Mondalters. Hier fielen ja schon die sogenannte "Mondstadt" oder das "Marsgesicht" durch fantasieanregende Beleuchtungszustände auf. Wer von Euch weiss mehr über die wahre Natur dieses Berggipfels oder kann hochvergrössernde Beobachtungen und langbrennweitige Fotografien machen? Als Köder folgt ein Link zur Webseite eines versierten Astrofotografen, der sich mit einem C14 Schmidt-Cassegrain an PLINIUS abarbeite:
Hier sieht man besonders bei der Aufnahme mit dem Nachbarkrater DAWES, wie PLINIUS am 09.04. in den Teleskopen von Matthias Wirth, Hermann Fetten und Peter Schmidt aussah - die beiden Astrofotgrafen hatten wenigstens 8 Zoll dabei, vielleicht auch 10 und das Phänomen bestätigte sich mehrfach!
Übrigens: Der altbewährte KOSMOS-Mondführer von Lacroux/Legrand erwähnt bei PLINIUS keine derartige Absonderlichkeit.
Wenn die Besucher des Astronomietags einen ähnlich guten Mond genossen haben, waren sie bestimmt tief beeindruckt!
Viel Spass bei der Plinius-Beobachtung wünscht
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."
Das hochauflösende 2. Bild von oben lässt immerhin ahnen, was den Schatten erzeugt hat: Die bogenförmige Struktur? Bei ausreichender Höhe könnte sie so einen Schatten werfen. Inzwischen ist mir aufgefallen, dass es im Verein zur Zeit keine begeisterten Mond-Beobachter und/oder Fotografen gibt. Mond-Ortskenntnisse sind bei uns rar geworden. Während vor allem der Vollmond bei den Besuchern der Volkssternwarte hoch angesehen (in doppelter Hinsicht) ist, hat unser zugänglichstes Beobachtungsobjekt bei den Besitzern leistungsfähiger Teleskope und Kameras ein massives Imageproblem. Angesagt sind momentan fotografisch Sonne und DeepSky, während visuell Jupiter und Saturn hoch im Kurs stehen. Der Mond muss heutzutage schon bei einer Finsternis mitmachen, um noch positiv aufzufallen. Aber vielleicht ändern gerade HandyCams und Westentaschen-DigiCams etwas daran: Wenn deren Mondfotos zu schön werden, müssen die SLRs und Edel-WebCams ihre Ehre retten . . . (Siehe dazu jüngste Beiträge von J.C. und Blue Star in der Rubrik Astrofotografie und Bildbearbetung)
Tschüsi
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."
Inzwischen gelang es Peter Schmidt, PLINIUS am 09.05. zu fotografieren - rund einen Monat nach der Sichtung des "Gipfelkraters" auf dem Zentralberg während des Astronomietags am 09.04.2011. Hier wiederholten sich die Beleuchtungsverhältnisse so perfekt, dass das Phänomen auf dem Foto so aussieht wie zuvor live im Okular! Ein tolles Objekt, finde ich. Auch eine tolle Gegend auf dem Mond, wie die benachbarte ARIADÄUS-Rille untersteicht, eine im Vergleich zu PLINIUS bekanntere Sehenswürdigkeit für Mond-Touristen. Im Moment gibt es noch keine Aufnahmedaten, das Foto entstammt vermutlich einer Web- oder Videokamera.
Anbei: Übersichtsaufnahme mit und ohne Text, sowie Detailfoto des Kraters selbst.
Viel Vergnügen damit wünscht
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."