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yeti Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 144

28.08.2014 22:18
Miniglobulen, Elefantenrüssel und eine Ente antworten

Liebe Sternfreunde und -freundinnen,

Die 2 Grad große H-II Region IC1396 im Sternbild Cepheus enthält mehrere auffallende Strukturen und Dunkelwolken. Eine der schönsten ist Rim A (der Elefantenrüssel) östlich des O5 Zentralsternes SAO33626. Der Rim (engl. Rand, Kante) ist der im roten Licht der Wasserstoff H-Alpha Linie leuchtende Rand einer Dunkelwolke, die mit etwas Fantasie die Form eines Elefantenrüssels hat. Die intensive UV-Strahlung des anregenden Sterns SAO33626 ionisiert das Material der Dunkelwolke, zumeist Wasserstoff, im Aussenbereich der Wolke in Richtung zum Stern. So etwas nennen die Astronomen eine PDR Region (photodissociation region). Treffen die hochenergetischen Photonen auf dichtere Teilgebiete, geht der Zerstörungsprozess langsamer voran, so daß sich rüsselförmige Strukturen ergeben können. Aufnahme 1 zeigt den Rüssel im Licht der H-alpha Linie. In IC1396 sind noch einige sehr kleine Dunkelwolken (Globulen) eingebettet. Drei kann man nördlich vom Rim A finden. Sie sind sehr schön in der Aufnahme 2 zu sehen. Auch der "Fussel" links oben im Bild ist eine kleine Dunkelwolke und kein Staubteilchen auf dem CCD-Chip. Die beiden anderen Wölkchen neben zwei helleren Sternen haben je einen Durchmesser von 6". Mit der angenommenen Entfernung des IC1396 von unserem Sonnensystem mit 750 Parsec ergibt sich ein linearer Durchmesser von ca. 4400 AE (Astronomische Einheiten). Das ist weniger als der vermutete Durchmesser der Oortschen Wolke (Schätzungen liegen zwischen 10000 AE bis zu 100000 AE). Möglicherweise bilden sich gerade in den kleinen Globulen neue Sterne mit Planetensystemen.

Das berühmteste Beispiel solcher Rüssel oder Säulen ist in Messier 16 (Adlernebel) zu finden. Auch hier gibt es kleinere sehr dunkle eingebettete Staubwolken. Ein eher unbekanntes Objekt dieser Art findet man in der Nähe des Nordamerikanebels, im Kopf des Pelikans. Abb. 4 ist ein Übersichtsbild, gemacht mit einem kleinen 72mm APO bei 365mm Brennweite. Eingezeichnet ist das Bildfeld einer H-Alpha Aufnahme des Rüssels mit dem 16" Maksutov bei 3200mm Brennweite (Abb. 5). An seiner Spitze leuchtet schwach ein bipolarer Nebeljet, das Herbig Haro (HH) Objekt 555. Der HH-Katalog enthält eine Sammlung von kleinen Nebeln mit sehr großen Geschwindigkeiten. Solche Objekte sind oft in Sternentstehungsgebieten anzutreffen. Dabei handelt es sich zum Teil um Jets junger T-Tauri Sterne. Hier sieht es ähnlich aus. Im Kopf des Nebels könnte sich ein junger Stern hinter dem Staub verbergen, dessen Jets beidseitig aus der Dunkelwolke heraus blasen.

Der schönste Rüssel, der seinem Namen alle Ehre macht, ziert den galaktischen Nebel, der den offenen Sternhaufen NGC6823 umgibt. Ein B0 und ein B2-Stern ionisieren die Nebelfront. Der Rüssel zeigt genau auf diese beiden dicht zusammen stehenden Zentralsterne des Haufens. Neben einem Farbbild des Nebels (Abb. 6) zeige ich hier noch eine höher aufgelöste H-Alpha-Aufnahme (Abb. 7).

In diesem Bild findet der aufmerksame Betrachter noch eine interstellare Ente. Es könnte aber auch das galaktische Nessi-Ungeheuer sein.

Euer Yeti

Angefügte Bilder:
Abb1_IC1396-Rim-A.jpg   Abb2_IC1396-Miniglobulen-27-Aug-2014.jpg   Abb3_M16-Mak-QHY8L.jpg   Abb4_Pelikan-HH555-Aufsuchbild.jpg   Abb5_Pelikan-HH555-Mak-QHY22-Halpha.jpg   Abb6_NGC6823-15Jul2013.jpg   Abb7_NGC6823-Halpha.jpg  
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