Fast hätt' ich's vergessen: Am 28. September 2015 hatte ich mir extra einen Tag freigenommen, um die Mondfinsternis zu knipsen. Also zog ich in der Nacht vom 27. zum 28. September gegen Mitternacht mit meiner Ausrüstung auf den Fahrradanhänger los in den Weißer Bogen und baute mich dort an einer Stelle mit möglichst niedrigem Westhorizont auf: Die Nacht war für Kölner Verhältnisse schön klar, während der Totalität hatte man einen wunderbaren Sternenhimmel. Der Mond selber war meiner Meinung nach nicht der "Blutmond" - in der Zeit von kurz vor bis kurz nach der Totalität hatte ich eher den Eindruck eines "gehörnten Mondes", weil der zetrale Kernschatten den Mond doch deutlich stärker abdunkelte als die Randbereiche. Ich finde, die kombinierten Bilder zeigen ganz gut den Eindruck, wie er sich dem bloßen Auge bot.
Als Kamera nahm ich meine Canon EOS 1200D, benutzte aber als Objektiv nicht meinen Vixen R200SS, sondern, um einen möglichst großes Gesichtsfeld zu haben, mein Guidingrohr, einen TS Apo 40/480 und schaltete noch einen 0,8x-Reducer dazwischen - mein Ziel war es, während der Totalität noch ein paar Sterne aus dem Umfeld des Mondes mit zu erwischen.
Die EOS war an meinen Laptop angeschlossen und wurde von mir per Fernsteuerung bedient. Alle 5 Minuten habe ich ein Bild, für die Kombinationsbilder auch mal zwei Bilder, händisch ausgelöst. Die Empfindlichkeit der Kamera hatte ich auf ISO 400 eingestellt, die Belichtungszeiten schwankten - ich habe sie bei den Bildern unten einzeln angegeben.
Ein händisches Guiding auf den Mond habe ich mit einer ASI120MM am R200SS unter Verwendung von SharpCap gemacht: Ich habe mit eingeschaltetem (Software-)Fadenkreuz markante Punkte auf dem Mond anvisiert und direkt vor jedem Bild diese Punkte händisch ins Fadenkreuz geholt. Während der zunehmenden Verfinsterung wurde es immer schwieriger, einen markanten Punkt zu finden - ich musste da auch viel mit den Belichtungseinstellungen der ASI120MM spielen - das sieht man sehr deutlich auf den kleinen Ausschnittbildern unten:
Ich zeige hier nicht sämtliche 63 Bilder, die ich gemacht habe, sondern habe das Ganze mal auf 22 Bilder eingedampft, die - finde ich - einen guten Überblick über die Mondfinsternis geben. Die kleinen Ausschnittbilder sollen nur zur Orientierung dienen, es lohnt sich durchaus, die Originale anzuschauen.
À propos Originalgröße: Ich habe die Bilder doch einem 2x2-Binning unterzogen, um sie kompakter und kontrastreicher zu machen - de facto ist es also linear die halbe Originalgröße. Ich finde aber, die reicht auch.
Es beginnt mit kurzbelichteten Einzelbildern:
02:08 Uhr, 1/2500 sec: Das berühmte Vorher-Bild, noch ist nichts von einer Verfinsterung zu sehen.
Insgesamt gesehen war es schon ein tolles Ereignis - der einzige "Wermutstropfen": Ich hatte danach eine geschlagene Stunde zu tun, meine Ausrüstung soweit abzutrocknen, dass ich sie wieder für den Rückweg verstauen konnte. Es waren Massen an Tau niedergeschlagen, die ganze Ausrüstung war klitschnass (ich wundere mich immer wieder, dass mein Laptop solche Spirenzchen mitmacht - das ist ein stinknormaler Laptop, nicht etwa ein "Outdoor"-Modell).
Die kombinierten Bilder zu erstellen, war übrigens etwas trickreich: Ich habe für jedes dieser Bilder eine Maske erstellt, die die über- (bei den langbelichteten Rohbildern) bzw. unterbelichteten (bei den kurzbelichteten Rohbildern) Bereich ausmaskierten - mit fließenden Übergängen - und die so maskierten Bilder dann addiert. Aber alleine das Erstellen der Masken und das Auswählen einer geeigneten Funktion für die Übergänge war ein Spielchen für sich !
schade, dass wir erst jetzt von diesen Bildern etwas zu sehen bekommen: Für die Jahreschronik des Vereins ist es leider zu spät - dabei hätten sie dort wunderbar gepasst. Aber vielleicht rückst du demnächst früher mit solchen Schätzen heraus, dann können wir wenigstens im Rückblick auf 2016 einige davon auch in der Jahreschronik präsentieren...