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 Rund ums Beobachten
Heidei Offline

Mitglied VdS

Beiträge: 58

05.10.2017 00:47
Aurora borealis im September 2017 über Lappland antworten

Hallo zusammen !

Ich weiß nicht so ganz, ob das Thema genau hier 'rein passt oder besser ins Astrocafé, aber ich denke mal, Aurora-Fotos passen zu Beobachtungen.

Ich bin jetzt schon seit 23 Jahren ein ausgesprochener Lappland-Jeck (für Finnen unter euch: lapinhullu) und ich freue mich über jede Nacht in Lappland, in der ich Auroren zu Gesicht bekomme.
Auf meiner diesjährigen Tour nach Inari vom 06. bis 21. September hatte ich zwar ziemliches Pech mit dem Wetter, aber wenigstens die ersten zwei Nächte (da war ich noch in Ivalo, 40 km südöstlich von Inari) waren klar, von denen die zweite Nacht dann dann auch die ersten Polarlichter brachte.

Als Ausrüstung hatte ich meine Sony Alpha 580 mit einen Konica Minolta AF DT 18-70mm Objektiv mit, aufgenommen habe ich mit manuellen Einstellungen - auch mit manueller Fokuseinstellung, die mich bei diesem absoluten Standardobjektiv schon etwas nervte: Die Einstellung ist nicht gerade feingängig und das Einstellrad verstellt sich, wenn man es nur scharf anschaut



Hier also die Nacht vom 07. auf den 08. September:

22:37:30 - Kurz nach Beginn des Spektakels, um 22:37 - 1 sec bei f=18mm, F=4.0, ISO 3200:


Eine Minute später schon etwas mehr - die gleichen Einstellungen:


23:05:11 - f=22mm, sonst wie bisher:


Eine halbe Minute später bei f=30mm, F 5.0:


Die Polarlichter turnten dann regelrecht vor den Sternbildern hin und her, hier noch ein paar Beispiele:

23:06:13 - Vor Bootes und dem großen Bären - 1 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:27:50 - Vor dem Fuhrmann - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:28:21 - Nochmal vor Bootes - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:29:48 - Nochmal vor Bootes und dem großen Bären - 1 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:37:19 - Vor Perseus und Stier - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


Leider erstreckte sich das Spektakel nicht über den Südhimmel, so ein Bild mit Polarlichtern und Mond wäre zu schön gewesen.
Insgesamt habe ich in dieser Nacht ca. 650 Bilder geknipst - ich habe mal versucht, aus einigen Animationen zusammenzustellen, damit man mal einen Eindruck von den Bewegungen der Polarlichter bekommt - immer zwei Bilder pro Sekunde:

1) 26 Bilder 22:33:22 bis 22:35:36

2) 25 Bilder von 22:36:10 bis 22:37:42

3) 43 Bilder von 22:38:08 bis 22:39:59

4) 48 Bilder von 22:42:50 bis 22:45:57

5) 56 Bilder von 22:52:46 bis 23:02:26

6) 47 Bilder von 23:04:49 bis 23:07:23

7) 52 Bilder von 23:24:49 bis 23:27:59

8) 19 Bilder von 23:29:43 bis 23:30:52

9) 11 Bilder von 23:35:53 bis 23:36:41

10) 20 Bilder von 23:36:53 bis 23:37:51



Die nächste Nacht (dann endlich in Inari, meinem eigentlichen Ziel) war leider dann schon reichlich bewölkt - ich machte dann aber die interessante Erfahrung, dass die Wolken auf den Bildern gar nicht so dicht schienen wie dem bloßen Auge:

23:38:12 - Blick nach Osten, oben im Bild Sterne des Perseus - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:39:30 - Derselbe Blick nach Osten, halbrechts die Plejaden, zwischen Plejaden und dem Windsack Aldebaran in der Wolkenlücke - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


Mal ein Blick zwischen Fuhrmann und den großen Bären:

23:40:33 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:40:49 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:41:31 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


Jetzt endlich mal ein Blick zum Zenit in Richtung Kassiopeia, Kepheus und Schwan:

23:42:00 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


23:42:40 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 3200:


Diesmal waren es ca. 150 Bilder und ich hatte den Eindruck, die Polarlichter waren deutlich stärker als am Vortag. Auch hier habe ich ein paar Animationen zusammengestellt:

1) 13 Bilder von 23:36:44 bis 23:38:12

2) 15 Bilder von 23:38:28 bis 23:39:56

3) 24 Bilder von 23:40:04 bis 23:41:27

4) 6 Bilder von 23:42:18 bis 23:42:40

5) 9 Bilder von 23:42:50 bis 23:43:19



Dann war über eine Woche bedeckter Himmel, erst am 18. September konnte ich im Nordosten eine Wolkenlücke ausmachen, die sich zum Glück mit der Zeit vergrößerte. Wegen der anfangs sehr starken Bewölkung habe ich die Kamera "weit aufgemacht", also mit der Empfindlichkeit und den Belichtungszeiten erst mal ziemlich hoch gegangen. Die Belichtungszeiten habe ich dann wieder verkürzt, die Empfindlichkeit habe ich gelassen.

00:05:29 - Erst mal der Blick nach Osten zwischen Fuhrmann, aufgehende Zwillinge und den südlichen großen Bären - 15 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:08:23 - Im Nordosten ging der Himmel immer weiter auf - 15 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:13:14 - Die Belichtungszeit konnte ich schon etwas zurücknehmen - 10 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:14:34 - Und noch etwas mehr zurück - 2 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:15:11 - 2 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:16:59 - Und noch etwas zurück - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:28:11 - 1.3 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:31:50 - Wieder etwas mehr Belichtung - 1.6 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


00:35:12 - 1.6 sec bei f=18mm, F 4.0, ISO 6400:


An dem Abend wurden es prompt wieder ca. 450 Bilder und auch hier gibt ein paar Animationen:

1) 31 Bilder von 23:56:13 bis 00:10:38

2) 62 Bilder von 00:16:01 bis 00:20:24

3) 39 Bilder von 00:21:30 bis 00:25:21

4) 175 Bilder von 00:27:07 bis 00:34:05

5) 43 Bilder von 00:34:12 bis 00:35:57

Insgesamt muss ich schon sagen, dass ich etwas hin- und hergerissen bin:
Die Strukturen in den Auroren ändern sich so schnell, dass selbst Belichtungszeiten von einer Sekunde im Grunde zu lang sind und zu Bewegungsunschärfen führen.
Aber die Leuchtkraft kommt eigentlich erst bei längeren Aufnahmen so richtig zur Geltung. Und die Empfindlichkeit der Kamera wollte ich nicht bis zum Letzen herauskitzeln, weil dann das Rauschen einfach zu groß wird.

Noch eine Sache:
Die Bilder sind so natürlich nachbearbeitet: Ich habe tatsächlich ein 4x4-Binning mit den Bildern gemacht - zum Einen, um die Schärfe etwas zu erhöhen, zum Anderen, damit die Bilder direkt passgenau fürs Forum sind. Das war aber auch schon die ganze Nachbearbeitung.

Mein Fazit:
Die Nacht vom 08. auf den 09. September war in der Zeit meines Aufenthaltes die mit dem stärksten beobachtbaren Polarlicht (danach kamen leider 10 komplett bedeckte Tage).
Um mal die Bewegung in den Auroren so richtig darstellen zu können, möchte ich die Auroren mal gerne filmen. Ich habe das tatsächlich mit meiner Ausrüstung probiert - die Filme, die da 'rauskamen, waren aber nur schwarz. Vielleicht mal mit mehr Öffnung probieren ?
Generell sollte ich vor allem ein besseres Objektiv mitnehmen - das, was ich da hatte, ist einfach zu billig.

Ansonsten hatte ich so die Idee, das nächste Mal ein paar von euch mitzunehmen - nach 23 Jahren habe ich inzwischen so ein paar Verbindungen da oben in Inari und wäre bereit, so etwas mal zu organisieren.

Schöne Grüße aus Sürth,

dat Heidei

PS: Wisst ihr, wie die Finnen die Polarlichter nennen ? Revontulet, die "Fuchslichter" oder "Fuchsfeuer". Nach einem alten Mythos läuft dort ein Himmelswesen in Fuchsgestalt, der Feuerfuchs, über den Himmel und wedelt mit seinem Schweif. Jedesmal, wenn der Schweif dabei auf die Erde schlägt, schlägt es Funken - die Fuchsfeuer.

Vixen R200SS, ASI120MM, ATIK 314L+, EOS 1200D

major tom Offline

Mitglied VdS /
Moderator


Beiträge: 118

07.10.2017 17:33
#2 RE: Aurora borealis im September 2017 über Lappland antworten

Vielen Dank für Deine wie ich finde grossartigen Aufnahmen. Die Zeitrafferfilme geben sehr gut die möglichen Wahrnehmungen wieder, die man mit blossem Auge erfassen kann. Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, Thomas Kaffka bei einem Polarlichtflug zu begleiten. Die eigenen Bilder wurden mir jetzt wieder bewusst ins Gedächtnis gerufen ...

Heidei Offline

Mitglied VdS

Beiträge: 58

07.10.2017 22:41
#3 RE: Aurora borealis im September 2017 über Lappland antworten

Wie schon gesagt - ich hätte durchaus Lust, eine Gruppenreise nach Inari zur Polarlichtbeobachtung zu organisieren. Als Zeitpunkt würde ich Mitte/Ende September nächsten Jahres vorschlagen.

Grüße vom Heidei

Vixen R200SS, ASI120MM, ATIK 314L+, EOS 1200D

cleopatra Offline

Mitglied VdS /
Administrator


Beiträge: 356

04.03.2018 22:56
#4 RE: Aurora borealis im September 2017 über Lappland antworten

Hallo Heidei,

vielen Dank für diesen wunderschönen Forenbeitrag !! bussi

Vor allem die Animationssequenzen entfalten einen besonderen Zauber, der mich an mein eigenes Polarlichterlebnis am 12.03.1989 erinnerte.

Ich denke, dass Dein Beitrag hier goldrichtig ist, da er tatsächlich mehr mit Beobachten und Genießen zun hat als mit Astrofotografie, zumal man dabei ja nicht dem Sternhimmel nachführt, weil es ja erdgebundene Erscheinungen sind. Als ich die Aurora 1989 auf Diafilm fotografiert habe (ich glaube 100ASA), erhielt ich bei 15 bis 30 sec Belichtungszeit brauchbare Ergebnisse. Aber anscheinend kann man für dieses Phänomen gar nicht genug Kamereaempfindlichkeit haben...

Liebe Grüße
cleopatra

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