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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Rund ums Beobachten
Blue Star Offline

Mitglied VdS /
Moderator

Beiträge: 437

09.01.2010 20:50
Astrozeichnungen antworten

Hallo Leute,

mich würde mal interessieren, ob sich hier im Forum schon jemand an Astrozeichnungen herangewagt hat? hand
Falls ja, dann würde ich ganz gerne mal einen kleinen Erfahrungsaustausch starten wollen, da ich mich
demnächst selbst mit diesem Thema näher beschäftigen möchte.

Schönen Gruß

Blue Star

cleopatra Offline

Mitglied VdS /
Administrator


Beiträge: 356

10.01.2010 21:42
#2 RE: Astrozeichnungen antworten

Hallo Blue Star,

hier im Forum meines Wissens noch nicht. Aber es gibt sicher VdS-Mitglieder, die schon mal Beobachtungen aufgezeichnet haben. Aber damit sind diese Zeichnungen ja noch lange nicht im Forum verfügbar, dafür müßten noch diverse Hürden überwunden werden:

- Zunächst mal: Trau ich mich so eine Zeichnung hier im Forum öffentlich zugänglich zu machen ?
- womit kann ich die Zeichnung digitalisieren (Scanner, Digicam ? woher nehmen?)
- womit kann ich die Zeichnung nachbearbeiten, damit sie so wie das Papier-Original ausschaut ?
- schwarz/weiße Strichzeichnung oder bunt ?
- Farben beim Nachbearbeiten hinzufügen ?
- usw.

Vielleicht hast Du ja schon Antworten/Lösungen zu der einen oder anderen Fragestellung überlegt und möchtest das z.B. im Rahmen des Astroworkshop angehen ? Würde mich darüber freuen !

Ich selbst habe vor längerer Zeit zwar auch schon mal ein bißchen gezeichnet, aber nicht wirklich vorzeigbar, d.h. das war mehr eine Übung als eine brauchbare Beobachtungsdokumentation.

Liebe Grüße
cleopatra

Julius Cäsar Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 346

11.01.2010 19:25
#3 RE: Astrozeichnungen antworten

Hallo Blue Star,
also offensichtlich hat cleopatra schon erste Versuche an Astrozeichnungen gewagt und er tritt sicher gerne mit Dir in einem Erfahrungsaustausch.....

Viele Grüße
J.C.

Blue Star Offline

Mitglied VdS /
Moderator

Beiträge: 437

11.01.2010 20:32
#4 RE: Astrozeichnungen antworten

Hallo Cleopatra,

die Idee mit dem Astroworkshop hört sich ja nicht schlecht an.
Ach ja und ein paar von den "Hürden" habe ich schon gemeistert ( waren ja eigentlich auch nur kleinere Hürden ).
Wobei ich bei einer der etwas größeren Hürden ( Zeichnungen öffentlich zugänglich zu machen ) am Anfang wahrscheinlich
wohl schon ein paar Bedenken hätte , aber sobald es etwas besser werden würde, klar wieso nicht.

Schönen Gruß

Blue Star

cleopatra Offline

Mitglied VdS /
Administrator


Beiträge: 356

12.01.2010 19:58
#5 RE: Astrozeichnungen antworten

Hallo Blue Star,

J.C. übertreibt, so ein paar schnell hingeworfene undatierte Zettelskizzen möchte ich hier wirklich nicht zeigen (wenn ich sie überhaupt noch habe). Mir ist allerdings ein Beispiel wieder eingefallen, was vorzeigbar ist, weil es sorgfältig ausgeführt, datiert und für eine Tonbildschau von mir digital aufbereitet wurde. Wenn ich mich recht erinnere ist es das Alcor/Mizar-System bei v = ca. 200fach, müßte auf einem der Sternwarten-PCs noch vorhanden sein. Werde morgen mal danach suchen.

Viele Grüße
cleopatra

Reverend_Coyote Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 208

13.01.2010 14:23
#6 RE: Astrozeichnungen antworten

Ein gutes neues Jahr allerseits!


Ich gehöre auch zu den Typen, die gelegentlich, nicht sehr oft, zum Zeichenstift greifen. Bedauerlicherweise sind meine künstlerischen Fähigkeiten wenig ausgeprägt, was mir aber den Spaß an der Sache nicht weiter verdirbt. Es geht ja nicht darum, die beste, schönste, exakteste Zeichnungen herzuustellen, es ist kein Wettbewerb, bei dem man irgend jemanden übertrumpfen müßte. Wir betreiben unser Hobby doch zur Entspannung, nicht zum Streßaufbau!

Also habe ich mich eines Tages aufgerafft und einen Versuch gewagt. Schön schauerlich, würde man sagen - aber für mich war es eine Offenbarung. Mit wenigen, billigen Mitteln, im Gegensatz zur Photographie, hielt ich plötzlich eine permanent gewordene Beobachtung in Händen, die auch Andere dann in etwa nachvollziehen konnten. Diese ersten Zeichnungen sind mir leider beim Umzug abhanden gekommen.

Zunächst einmal ein paar Worte zur notwendigen Ausrüstung. Minimal Papier, Bleistift und eine geeignete Zeichenlampe, ein Teleskop ist nicht einmal unbedingt erforderlich. Versucht einmal den Vollmond mit dem bloßen Auge gesehen darzustellen; solche Bilder sind in der historischen, vor-teleskopischen Literatur erstaunlicherweise nicht häufig zu finden. Aber ein Feldstecher/Teleskop eröffnet natürlich erheblich mehr Möglichkeiten. Es muß solide und wackelfrei montiert sein, vorzugsweise mit elektrischer Nachführung. Ideal zum Zeichnen ist natürlich unser Coude-Refraktor mit festem Einblick und der Bank als Zeichenunterlage.

Eine gute Ausrüstung wäre ein steifes Zeichenbrett mit angebauter Beleuchtung (sowohl rot als auch weiß, umschaltbar), weiche, mittlere und harte Bleistifte, eine Art Wischer(-stift), weicher Radiergummi etc; dies alles gibt es im Zeichenhandel. Und ein feuchteunempfindliches Papier, falls vorhanden. Dies genügt, um die Rohzeichnung mit/ohne Teleskop anzufertigen. Die wenigsten Zeichner machen ihre Zeichnung direkt am Teleskop 'druckfertig', sondern stecken später am Schreibtisch und/oder Computer noch viel Arbeit hinein.

Meinen Erfahrungen nach sind DeekSky-Zeichnungen (Nebel etc) relativ einfach hinzubekommen, bei der Sonne und den Planeten wird es etwas schwieriger und beim Mond wird es zum Geduldsspiel mit den höchsten Anforderungen an das Zeichentalent. Vernünftige Mondzeichnungen sind mir bislang noch nicht gelungen, dazu später mehr.

Das wichtigste Requisit aber ist der Wille, es wirklich zu tun und die Erkenntnis, daß es nur dann Sinn macht, wenn man das Ergebnis mit anderen diskutiert, es vorzeigt und durch Tips von Kollegen versucht, seine Fähigkeiten zu erweitern. Wenn man sein 'nicht schönes, grauenvolles' Bild nur im Schreibtisch versenkt, erfüllt es keinen Sinn. Das heißt, ein nicht-vorzeigbares Werk gibt es nicht!

Auf diese Art kam auch zufällig eine Zeichnung von unserem Vereinskollegen Matthias Wirth wieder ans Tageslicht, als er sich spontan entschloß eine weitere Zeichnung anzufertigen. Da erinnerte er sich an seine vorherige Zeichnung, die schon jahrelang im Schreibtisch lag und grub diese auf mein Drängen hin wieder aus. Diese beiden Zeichnungen habe ich hier einmal eingefügt. Die Zentralberge des Theophilus entstanden an unserem Coude-Refraktor, das Wargentin-Plateau an einem 12" Meade SC im Squirrel Observatory bei Düren:

http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...lus_drawing.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...tin_drawing.jpg

Ein weiteres Mittel, um Übung zu erlangen, sind einfach Testzeichnungen - Phantasiebilder, von Photos abgemalt, alles tagsüber am bequemen Schreibtisch/Computer. Hierbei geht es nicht um die Zeichnung als solches, sondern um die dadurch zu erlangende Geschicklichkeit und Beherrschung der Zeichentechnik/-technologie. Hier einige Beispiele von mir (Nebel IRS-8 nahe dem galaktischen Zentrum als Vorlage, Jupitermondverfinsterung, Orionnebel als Vorlage und im letzten Bild den Offenen Sternhaufen Millowitsch-0815, den Dunkelnebel Schäl-7 (Witch Hat Nebula) und den galaktischen Gasnebel Tünnes-387):

http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_IMAGES/drawing_3.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_IMAGES/drawing_5.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_IMAGES/Nebula_5.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...at_Nebula_1.jpg

Ich versuche auch immer, den Okularanblick richtig zu treffen, auch mit eventuellen Artefakten wie einem Reflex von einem hellen Stern, sichtbare Abbildungsfehler der Optik am Bildrand, etc. Meine Rohskizzen auf Papier sind außerdem gelegentlich mit schriftlichen Kommentaren übersäät, damit ich bei der Endbearbeitung nichts vergesse, oder wenn ich einen Sachverhalt auf Papier nicht richtig hinbekomme. Die Nachbearbeitung mache ich mittlerweile am Computer mit den Programmen XPaint oder GIMP. Dies hat viele Vorteile, dazu später mehr. Manche schöne Motive kann man vermittels der Photographie gar nicht abbilden, wie zB. der Besuch des Saturns beim Offenen Sternhaufen M44. Meine Zeichnung wurde mit einem kleinen 70mm Refraktor (Meade ETX-70) angefertigt, direkt von der Fensterbank aus, welcher mir ein weites Gesichtsfeld dafür lieferte (Bilder: Sirius tief am SW-Horizont mit Lichtreflex an der Okularsteckhülse und Halo durch ungeputzte Fensterscheibe mit 80mm Lomo-Wirth Apochromat; Saturn beim OH M44):

http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...h-80_Sirius.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_.../Saturn_M44.jpg

Wichtig ist ein möglichst bequemes Arbeiten am Teleskop. Im Stehen, mit verbogenen Gräten, fürchterlich frierend, falsche Lampe, etc sind keine guten Voraussetzungen für eine schöne Zeichnung. Man sollte unbedingt im Sitzen arbeiten können (Astrostuhl, Gartenstuhl, etc) und nicht, wie auf Teleskoptreffen schon gesehen, auf einer wackligen Leiter in drei Metern Höhe am Riesendobson - eine Hand für die Zeichnung, die andere für die Reißleine des Fallschirms.

Zur Nachbearbeitung gibt es - je nach Talent, Neigungen und Möglichkeiten - verschiedene Ansätze. Alle sind brauchbar, da eine Zeichnung idR. kein wissenschaftliches Dokument ist, sonden vielfältigen instrumentellen und persönlichen Einflüßen unterliegt. Der klassische Ansatz bei der Nachbearbeitung (falls man wirklich Nachbearbeiten will, dies ist keine Pflichtübung) ist die direkte Änderung der aktuellen Skizze vom Fernrohr. Dies erhält die eigentliche Zeichnung in ihrer Urform, birgt aber die Gefahr, daß man diese durch Ungeschicklichkeit permanent vernichten kann. Bei einer Nachbearbeitung einer Kopie oder einer digitalen Kopie im Computer verschwindet dieses Risiko. Auch bietet moderne Bildbearbeitungssoftware im Computer eine Unzahl von Werkzeugen, Bearbeitungsverfahren und eine Möglichkeit, jeden Arbeitsschrit wieder rückgängig zu machen, ohne das Ur-Bild zu verändern. Das alles ist mit dem Bleistift nicht möglich. Daher arbeitet man am Computer viel entspannter - man speichert nur erfolgreiche Arbeitsschritte ab. Dies wirft die Frage auf, wie bekomme ich meine Skizze in den Computer?

Auch dazu gibt es mehrer Möglichkeiten:
Scanner, Digitalkamera, digitales Zeichentablett, auf dem die Rohskizze am Fernrohr gleich erstellt wird. Oder man zeichnet die Bleistiftskizze im Handbetrieb vermittels Maus oder Digitialisiertablett nochmals im Handbetrieb am Computer ab.

Sehr viele Softwarepakete, freie und kommerzielle, gibt es am Markt, für die verschiedensten Betriebssysteme. Einige sehr Gute sind:

GIMP (Linux, Windows)
XPaint (Linux)
PhotoShop (Windows)
PaintShop (Windows)

Die Bearbeitung mit dem Computer ermöglicht es auch, aus Bleistiftskizzen Bilder zu erstellen, die schon nahezu photorealistisch wirken, wenn man dies wünscht. Zur Weiterverarbeitung gibt es auch mehrere Ansätze: man ändert entweder die digitalisierte Rohskizze direkt, oder lädt diese als halbtransparente Schablone in ein Multi-Layer-Bild, zeichnet die Schablone in einem anderen Layer ab und löscht zum Schluß den Layer mit der Originalzeichnung. Dies erhält die Positionsgenauigkeit der Originalzeichnung. Man kann auch aus einer Sternkartensoftware (Guide etc) heraus eine andere Schablone anfertigen, um zB. die Positionen der Umgebungssterne zu korrigieren. Die Helligkeiten sollte man aber nicht ändern, da das Auge eine andere spektrale Empfindlichkeit hat wie Filme oder Sensoren! Hier einige echte Beispiele von mir, keine Versuchszeichnungen. (Bilder: Nebel um T Tauri mit 130mm EDF Apochromat, Uranus bei Venus, gleiches Teleskop, Komet Ikeya-Zhang beim Kugelhaufen M13 im 80mm Apochromaten, Vergr. 16x und 73x):

http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...TAU_Drawing.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...nus_Drawing.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...hang_M13_WF.jpg
http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_...hang_M13_NF.jpg

Bei Mondzeichnungen, auf Papier oder Computer, bin ich noch nicht weit gekommmen, siehe hier den nicht-existenten "Übungskrater" Doc Holiday. Das kann Matthias wesentlich besser:

http://www.hs-furtwangen.de/~coyote/NET_IMAGES/drawing_7.jpg


Zum Schluß einige Links zu anderen Hobbykollegen, die auch zeichnen. Zunächst zu meinem damaligen Redakteurskollegen der Zeitschrift Magellan, Daniel Restemaier, der mich vor Jahren auf dem Teleskoptreffen Vogelsberg ermunterte, mich nicht als hoffnungslosen Fall anzusehen und mir auch den Tip mit der Computernachbearbeitung gab. Er beschreibt seine Zeichentechnik auf seiner HP genau:

http://www.astro-visuell.de/



Hier kann man Zeichenschablonen herunterladen:

http://www.lexikon-der-astronomie.de.vu/



Und auch andere geniale Zeichner sind des Nächtens am Werke, hier eine Auswahl:

http://www.astrozeichnungen.de/
http://rodelaet.xtreemhost.com/index1.html
http://www.andreas-domenico.de/
http://www.himmel-und-er.de/zeichnungen.htm
http://www.shallowsky.com/sketch.html
http://astrosketch.blogspot.com/
http://www.perezmedia.net/beltofvenus/archives/000433.html
http://www.beta-cygni.org/galerie/nonsens/index.html
http://www.cuwohler.de/
http://www.sternenfreunde-eichsfeld.de/
http://www.serifone.de/
http://www.schoenball.de/
http://skytour.homestead.com/sketch.html
http://www.regulusastro.com/regulus/sketches/index.html
http://www.jupiter-jp.net/ike/English/indexeng.htm
http://www.nabu.net/astro/sketches.htm





Uff, fertig! Habe ich das wirklich alles gerade geschrieben?


Gruß Gerd

Ich sah es an, und es sah mich an;
und errötend wich es zurück - das Universum.

Blue Star Offline

Mitglied VdS /
Moderator

Beiträge: 437

13.01.2010 18:39
#7 RE: Astrozeichnungen antworten

Hallo Reverend_Coyote,

ich wünsche Dir natürlich nachträglich auch noch ein gutes neues Jahr!
So zu Deinem Beitrag fällt mir erstmal nicht viel ein, ausser ein ganz klares Klasse
Wow da habe ich jetzt erstmal einiges zu lesen. Aber genau das war ja unter anderem von mir so gewünscht.
Vielleicht trifft man sich ja demnächst mal in der Sternwarte, um noch einiges eventuell zu vertiefen.

Schönen Gruß

Blue Star

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