Als die Beobachtung des Cirrusnebels am 12.09. an irdischen Cirruswolken scheiterte, konnte ich erstmals in diesem Jahr den um die Hausecke herumkommenden Jupiter beobachten. Ruhiges Seeing ermöglichte das Ausreizen meines ED-Vierzollrefraktors bei 200facher Vergrösserung und ich sah den Planeten fast so wie auf dem Bild von Matthias mit Jupiter am 14.08. 2010. Damals glaubte ich, die Blässe der Planetenscheibe wäre die logische Folge der (freihändig gehaltenen!) Einzelaufnahme mit der kleinen DigiCam, während Peter im August 2009 zig Digi-SLR-Fotos "aufaddieren" und mit Photoshop optimieren konnte. Rein visuell gesehen kam es mir aber so vor, als wäre die GESAMTE Wolkenhülle von Jupiter "hinter Milchglas*" verborgen und somit das Wirthsche Foto eng am Seheindruck! Da darf man gespannt sein, welches Schicksal der grosse rote Fleck erfuhr, der räumlich eng an der am intensivsten getrübten Zone am südlichen dunklen Band liegt. Versucht doch mal, ihn gezielt zu beobachten!
Unten im Anhang noch mal unser Bild von der Homepage mit dem 2010-2009 Vergleich. Mehr Bilder von Matthias Wirths Serie Jupiter am 14.08. 2010 gibt es in der Webgalerie der Homepage!
*Natürlich habe ich Jupiter nur beobachtet, wenn er zwischen 2 Cirren ohne Lichthof leuchtete. Alles andere hätte den "Milchglaseffekt" direkt erklärt!
Viel Erfolg
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."
Aufklärung bezüglich des grossen roten Flecks brachten die letzten Minuten vor Mitternacht am 17.09. 2010. Nach der offiziellen Freitagsveranstaltung in der Sternwarte (die bei bedecktem Himmel beendet wurde) klarte es nach 22 Uhr doch noch auf und Matthias baute seinen 10-Zoll F8 Ritchey-Chretien auf der Terrasse auf. Er lud Ingo und mich zum Jupiter-Beobachten ein und so machte ich kurz vor dem Verlassen des Gebäudes wieder kehrt. Am RC war ein Bino angebracht, das den Io-Durchgang vor Jupiter und den schwarzen Io-Schatten bei ca. 160x zeigte. Noch spannender war, das der grosse rote Fleck zur Erde zeigte und die weissen Wolken über dem braunen Band noch überragte. Das Bild erinnerte stark an die Jupiter-Bilder von PIONEER 10 aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre. Wegen dem allein in weisser Masse stehenden roten Fleck schob ich den merkwürdigen Anblick damals auf die unzulänglichen Farbkameras. Heute wird klar, dass die Ursache doch wetterbedingt war.
Auf Astronomie.de gibt es so ein historisches PIONEER-Foto:
Nach dem Erfolg mit dem Zehnzoll-RCT baute Matthias noch seinen 18-Zoll-F4-Gitterrohr-Dobson auf. Einige Minuten später verliess Io die Jupiterscheibe und erschien im Binokular vor dem Rand zum All als dreidimensionale kleine Kugel. Wow!!! Danach wurde es mir doch etwas kühl und ich trat den Heimweg an. War eine tolle Praxis-Erfahrung, nachdem Michael Hahn im Vortrag AstroNews um 19:30 Uhr das Jupiter-Unten-Ohne-Thema mit HUBBLE-Bildern angesprochen hatte. Schade, dass die Besucher der öffentlichen Führung vorher mit Wolken geplagt waren - den aktuellen Anblick des Planeten mit dem weiss umrahmten GRF hätten sie so bald nicht vergessen!
Viele Grüsse
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."
Habe am 26.09. 2010 zwischen 00:15 und 00:45 Uhr MESZ Jupiter bei 174x mit meinem Vierzöller (Ref.) beobachtet. 200x ging seeingbedingt nicht mehr. Das südliche braune Band fehlte immer noch, Ansätze einer Rückbildung der weissen "Störwolken" konnte ich unter den Bedingungen dieses Abends nicht erkennen. Dafür gelang es mir, wie vorhergesagt die Planeten Jupiter und Uranus im Gesichtsfeld eines Okulars unterzubringen. Erst mal konservativ mit dem 8x40 Fernglas, wobei der Uranus noch kein Scheibchen offenbarte. Danach forscher mit der kleinsten Teleskopvergrösserung von 22x und schliesslich letztmals gemeinsam mit 58x. Die 174x zeigten dann klar ein Scheibchen, dass zudem gegenüber gleich hellen Sternen seltsam blass leuchtete. Die Farbe war für mein Auge eher undefinierbar, auf jeden Fall den kühlen und dunklen Farben zugehörig. (Graublau oder Graugrün?) Das Gesichtsfeld bei 58x war so eng, dass beide Planeten diagonal am Gesichtsfeldrand standen, Jupiter konnte nur noch die uranusseitigen beiden Monde Io (innen) und Kallisto (aussen) behalten, die gegenüber stehenden Europa (innen) und Ganymed (aussen) mussten beim Rendezvous "leider draussenbleiben". Nach dem Anblick wundert es mich nicht, dass Uranus sich so lange vor den Menschen verstecken konnte! Nochmals mein herzliches Dankeschön an Jupiter als himmlischer Wegweiser - meine azimutale Montierung hat weder Teilkreise noch GoTo-Steuerung. Bildungslücke geschlossen!!!
Viele Grüsse
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."