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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Astrofotografie und Bildbearbeitung
yeti Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 144

14.11.2013 19:19
Bildbearbeitung von Kometenaufnahmen antworten

Hallo Astrofotografen,

um die feinen, schwachen Strukturen eines Kometenschweifs gut abbilden zu können, müßten die Aufnahmen lange belichtet werden. Da sich der Komet aber zwischenzeitlich weiter bewegt, werden die Strukturen vom Kern, der Koma und des Schweifs stark verschmiert. Üblicherweise machen deshalb die Astrofotografen viele kurzbelichtete Aufnahmen, zentrieren und mitteln diese Bilder mit verschiedenen Verfahren, von denen ich hier 2 erklären möchte.

1) Alle Einzelbilder werden auf den Kometenkern des 1. Bildes zentriert. Danach werden die Bilder dieser Serie arithmetisch gemittelt. Das Ergebnis ist in Abb. 1 zu sehen. Der Komet und sein Schweif sind nicht verwaschen. Die Sterne zeigen längliche Striche. Wegen der Datenübertragungszeit zwischen den Einzelaufnahmen ist es in unserem Fall aber eine Punktlinie.

Werden die Bilder median gemittelt, verschwinden automatisch die Sterne. Der Komet schwebt dann in einem sternfreien Raum, wie es die Abb. 2 zeigt.

2) Die Einzelbilder werden alle auf einen gemeinsamen Stern zentriert und dann median gemittelt. Bewegte sich der Komet nicht weit genug während der Aufnahmeserie, verbleiben nach der Mittlung störende Reste, wie es in Abb. 3 zu sehen ist. Diese werden mit der Stempelfunktion des Bildbearbeitungsprogramms nach und nach entfernt, was durchaus eine langwierige Arbeit sein kann. Das Ergebnis ist dann ein Sternfeld ohne Kometen. Jetzt kann man mit dem Bildverarbeitungsprogramm dieses Bild mit dem sternfreien Median-Bild des Kometen (siehe Abb. 2) überlagern. Das Ergebnis ist ein gut durchbelichteter unverwaschener Komet vor dem Sternenhintergrund mit punktförmigen Sternen (letzte Abbildung).

Um den großen Helligkeitsunterschied zwischen Kometenkoma und Schweif darstellen zu können, habe ich für diese Bildern immer eine logarithmische Helligkeitsskala gewählt.

Viele Grüße
Yeti

Angefügte Bilder:
Abb1.jpg   Abb2.jpg   Abb3.jpg   ISON-Mak-Komposit-14Nov2013.jpg  
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yeti Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 144

23.11.2013 13:59
#2 RE: Bildbearbeitung von Kometenaufnahmen antworten

Hallo Astrofotografen,
hier möchte ich noch eine 3. Methode vorstellen:
3) Ein Nachteil des Verfahrens 2 ist die langwierige und willkürliche Veränderung des Bildes mit den Sternen durch die Stempelfunktion, um die Kometen-Artefakte zu beseitigen. Daher habe ich die nachfolgend beschriebenen Bearbeitungsschritte durchgeführt, die zumindest bei der Aufnahmeserie des Kometen ISON mit einem kurzbrennweitigen APO überraschend gut funktioniert hat (Abb. 5 zeigt das arithmetische Mittel dieser Aufnahmeserie, deren Einzelbilder auf den Kometenkopf zentriert wurden): Ich erstellte zunächst das Median-Bild des Kometen (also das Bild ohne Sterne, siehe Abb.6) und subtrahiere es dann von allen Bildern der Serie, die auf den Kometen zentriert wurden. Das Ergebnis ist eine Serie von Bildern mit den Sternen aber nur noch marginalen Resten des Kometen. Aus dieser Serie wird dann eine neue Serie erstellt, bei der auf einen gemeinsamen Stern zentriert wird. Der Median-Mittelwert zeigt dann die Sterne, die Reste des Kometen verschwinden fast vollständig, die Flugzeugspur ist auch weg (Abb. 7). In einem Bildbearbeitungsprogramm z.B. Photoshop, wird das reine Kometenbild mit dem Bild der Sterne überlagert. (in Photoshop habe ich dabei die Funktion „aufhellen“ verwendet). Die Abbildungen 5-8 zeigen einzelne Verarbeitungsschritte und das Endergebnis.
Viele Grüße
Yeti

Angefügte Bilder:
Abbildung6.jpg   abbildung5.jpg   abbildung7.jpg   abbildung8.jpg  
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