von Yangbajing/Tibet aus konnte ich in der Nacht vom 15. Feb. zum 16. den Apollo Asteroiden 2012 DA14 einigermassen gut beobachten. In der ersten Nachthälfte war der Himmel noch komplett bewölkt, aber nach Mitternacht lokaler Zeit gab es immer mehr Wolkenlücken und gegen 2 Uhr CCT (+8 Stunden Differenz gegenüber UT) war der Himmel ziemlich klar. Der Asteroid sollte gegen 2:40 hinter den ca. 10° hohen Bergen Richtung Süden aufgehen. Dort hingen aber immer noch einige Wolken fest. Tagsüber hatte ich die Computer-Handsteuerung des Teleskops (ein Skywatcher 200/800mm Newton) auf 20 verschiedene Positionen des DA14 zwischen 02:40 und 5:00 CCT programmiert. Die Ephemeriden hatte ich über den “Minor Planet Ephemeris Service der IAU” für den Standort Yangbajing berechnen lassen. http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html Die üblichen Planetariumsprogramme (ich benutze z.B. Guide 9.0) versagen hier, weil sie Ephemeriden über Bahnelemente berechnen, aber diese sind im Falle einer nahen Begegnung des Himmelskörpers mit der Erde nicht konstant. Die erste erfolgreiche Sichtung gelang mir um 3:10. Den DA14 konnte ich sofort wegen seiner raschen Bewegung identifizieren. Ich musste ständig mit dem Handtaster nachfahren, da der Asteroid sonst nach ca. 1 Minute schon aus dem Gesichtsfeld des Okulars verschwunden wäre. Später ersetzte ich das Okular durch eine QHY5 CMOS Kamera, die normalerweise als Nachführkamera benutzt wird. Sie hat aber einen relativ kleinen Chip von 6.6x5.3mm, so dass ich Schwierigkeiten hatte, den DA14 zu finden und auch im Gesichtsfeld zu behalten. Die Kamera hatte ich an einem Laptop angeschlossen, der auf einem kleinen Tisch neben dem Fernrohr stand. Nach einigen Mühen gelang mir eine Bildsequenz von 50 Aufnahmen, die neben dem Asteroiden noch 2 schwache Sterne zeigen.
Parallel zu diesen Beobachtungen mit dem Newton hatte ich noch meine Canon 1000D mit Standardobjektiv im Einsatz. Die Kamera war auf einem stabilen Fotostativ montiert und nach Süden ausgerichtet. Bei f=30mm und Blende 4 hoffte ich, den Asteroiden nachweisen zu können. Über einen Timer stellte ich eine Sequenz von 100 Bildern mit je 20sec Belichtungszeit ein. Leider war der Himmel nicht sehr klar und ich konnte den DA14 auf den Bildern nur sehr schwach und fast verschwunden im Rauschuntergrund erkennen. Gegen 5 Uhr waren meine Hände durchgefroren und der eiskalte Wind frischte auf, so dass ich die Beobachtungen abgebrochen habe.
Gut dass Du zum Schuss kamst, in Köln war der Himmel komplett zu! Hier bei uns in "D" stahl der überraschend am Morgen des 15.02.2013 über Tscheljabinsk in "Ru" niedergegangene Meteorit dem 50x grösseren abendlichen Asteroiden die Show! Noch eine Frage zum Yak-Foto: Was machen eigentlich die Container und der einachsige Anhänger auf dem Gelände der Sternwarte?
Viele Grüsse aus "K"!
T Tauri
"Wir spalteten das [U] und verschmolzen das [H], nur das [D] versteckt sich noch als DUNKLE MATERIE vor uns . . ."
Hallo T Tauri, die Observatorien mit dem 3m Radioteleskop (CCOSMA) und den 3 Kuppeln mit optischen Teleskopen befinden sich auf dem grossen Gelände des "Hight Energy Physics Institute". Dazu gehört die riesige "ARGO"-Halle mit Detektoren für die sogenannten Air Shower, die von energiereicher kosmischer Strahlung ausgelöst werden und ein grosses Detektorfeld westlich der Halle. Über ARGO findet man hier mehr Informationen: http://argo.na.infn.it/. Auf Google Earth kann man deutlich die Halle mit dem blauen Dach und das Detektorfeld erkennen (geogr. Koordinaten: Ost 90.525°, Nord 30.103°9). Mit den vielen Containern, die überall auf dem Gelände herum stehen, wurde das Material transportiert. Warum die Container nicht zurück gegeben wurden, weiss ich nicht. Zum Teil dienen sie jetzt als Lagerplatz. Auf dem Gelände gibt es noch 3 Tscherenkov-Teleskope. Das sind die einachsigen Container, die hochgeschwenkt werden können. Mit ihnen wird die bläuliche Sekundärstrahlung gemessen, die entsteht, wenn hochenergetische Gammaquanten in der oberen Erdatmosphäre mit den Atmomkernen der Luftmoleküle reagieren und eine Kaskade von weiteren Teilchen auslösen, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit im Medium Luft bewegen und dabei Tscherenkov-Blitze auslösen. (Überlichtgeschwindigkeit ist möglich, da in einem brechenden Medium die Geschwindigkeit kleiner ist als c).
Die Bilder zeigen verschiedene Ansichten der ARGO-Halle und das Innere der Tscherenkov-Container: 1) Blick nach Westen, im Hintergrund erkennt man das Detektorfeld ausserhalb der Halle, und weit hinten am Fuß der Berge sieht man ein riesiges Feld mit Photovoltaik-Elementen. Das gehört aber zum hiesigen Elektrizitätswerk. 2) Blick nach Norden. Vor der Halle ist eines der Tscherenkov-Teleskope zu sehen, rechts am Bildrand zum Teil ein Zweites. Die runden Betonbehälter sind ebenfalls Tscherenkov-Teleskope. Sie sind mit hochreinem Wasser gefüllt, in dem die Stahlung gemessen wird. Im Hintergrund ist das neue Wasserwerk der Gemeinde Yangbajing zu sehen. Es funtioniert aber nicht, weil der Brunnen nicht tief genug gebort wurde. 3) Hier noch eine Winteransicht. Schnee ist hier sehr selten. Für unseren Wachhund war das eine Sensation. 4) Innenansicht eines Tscherenkov-Teleskops: der Segmentspiegel. 5) gegenüber dem Spiegel ist das Feld mit den Photodetektoren.
gratuliere zur erfolgreichen Beobachtung des Asteroiden. Bei uns war alles dicht bewölkt mit strichweise leichtem Regen. Wann bist Du wieder zurück in D?
hier möchte ich Euch doch noch Bilder des 2012 DA14 zeigen, die ich mit einer Canon 1000D aufgenommen hatte. Es sind das 1., 15. und 33. Bild aus einer Serie von 37 Aufnahmen mit feststehender Kamera, je 20 sec Belichtungszeit, IOS 800. Trotz einer Helligkeit von 7-8mag ist die Strichspur des Asteroiden sehr schwach, weil die Belichtungszeit pro Pixel wesentlich kürzer ist als 20sec. Deshalb habe ich auch auf den Bildern die Position des Asteroiden mit einem Pfeil markiert. Die Uhrzeit des Beginns der jeweiligen Aufnahme ist unten rechts in UT angegeben. Das Datum war der 15. Feb. 2013. Der Asteroid durchquerte während der Aufnahmeserie das Sternbild Crater (Becher) bei fast gleichbleibendem Azimut von 168°, also 12°östlich der Südrichtung.