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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Rund ums Beobachten
yeti Offline

Mitglied VdS


Beiträge: 144

04.10.2015 00:17
Eine fantastische Vollmondnacht antworten

Liebe Mondsüchtige,

Das beständige Hochdruckgebiet "Netti" bescherte uns auch eine klare und wolkenlose Nacht vom 27. zum 28. September. Trotz des Vollmondes, der gegen 19 Uhr aufgegangen war, nutzte ich die Zeit bis zum Beginn der Mondfinsternis mit einer Langzeitaufnahme eines sehr schwachen und großen planetarischen Nebels. Das Objekt hatte ich im "Atlas Galaktischer Nebel" von Neckel und Vehrenberg, Ausgabe 1987 gefunden. Der Atlas enthält eine umfangreiche Sammlung von Aufnahmen galaktischer Nebel des Palomar Sky Surveys (POSS). Dort war mir ein kleiner rundlicher Nebel mit der Bezeichnung GN20.30.4.02 aufgefallen, der als planetarischer Nebel mit Fragezeichen klassifiziert war (PN?). Er hat also keine der üblichen Bezeichnungen wie aus dem Abell- oder PK-Katalog. Er befindet sich an der Grenze einer H2-Region dicht bei dem Sternpaar Omega 1/2 im Sternbild Schwan. Die POSS-Aufnahme im Roten zeigt ihn als sehr schwaches Objekt. Ich hatte ihn wegen des hellen Mondlichts mit einem engbandigen H-Alpha Filter mit insgesamt 2 Stunden Belichtungszeit aufgenommen und war vom Ergebnis sehr überrascht. Er sieht tatsächlich wie ein perfekter planetarischer Nebel aus, kreisrund mit einem aufgehellten Rand und mit einem helleren Gebiet im Nord-Osten. Er ähnelt einer Seifenblase, auf der sich das Licht der Sonne spiegelt, so dass ein richtig plastischer Eindruck entsteht. Es gibt noch einen weiteren Seifenblasennebel, den "soap bubble nebula" im Schwan in der Nähe des Crescent Nebels (NGC6888). Diese galaktische Seifenblase sieht ähnlich schön aus. Sie steht sogar in einer H2-Region mit markanten Dunkelwolken. Ich habe sie 3 Nächte später auch bei Mondschein fotografiert und zeige sie hier.

Gegen 2 Uhr schwenkte ich dann das Teleskop zum Mond und startete eine Serie von Aufnahmen mit meinem kleinen Takahashi 10 cm Refraktor mit 80cm Brennweite. Er war mit einer Canon 5D Kamera bestückt. Die ersten Bilder zeigen noch die Halbschattenphase. Das letzte Bild ist um 4:53 gemacht worden. Da war die Finsternismitte schon überschritten. Danach verschwand leider der Mond hinter Bäumen und dem Hausdach. Da der Himmel noch dunkel war und kein helles Mondlicht störte, wagte ich einen Versuch, den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko (76P) zu fotografieren, diesmal aber ohne H-Alpha-Filter. Das ist der berühmte Komet, der Besuch von der ESA Raumsonde Rosetta bekommen hat und auf dem der kleine Lander Philae aufgesetzt ist. Zur Zeit ist der Komet am Morgenhimmel im Sternbild Krebs zu beobachten.

Noch eine Bemerkung: diese Nacht war schon einmalig. Die Presse überschlug sich zuvor mit Meldungen von einem "Supermond" und einem "Blutmond". Im Spiegel online fand ich eine Grafik, die den Ablauf der Mondfinsternis zeigen sollte. Danach beginnt es zuerst mit einer Art Sonnefinsternis. Der Mond wird nach und nach schwarz und am Ende leuchtet am Rand ein Blitz auf. Dann beginnt die schwarze Scheibe nach und nach rot zu werden. Warum der Mond neuerdings spektakulär "Blutmond" genannt wird, ist mir unklar. Die Farbe des verfinsterten Mondes sieht nicht nach Blut aus. Früher nannten wir das kupferrot. Und "Super" verstehe ich auch nicht. Es fällt kaum auf, dass der Mond im Perigäum etwas größer ist.
Da neben den vielen Monden (Voll Super und Blut) auch noch 4 Planeten in einer Reihe am Morgenhimmel hinzu kamen, war natürlich der Weltuntergang zu befürchten, der leider nicht eintrat. Es hätte der Welt sicher gut getan, wenn die verblödete sensationsgeile Menschheit verschwunden wäre. Die Yetis und Kakerlaken hätten das natürlich überlebt!

Euer Yeti

Angefügte Bilder:
67p.jpg   Seifenblase-Mak-QHY22-Halpha.jpg   gn20.30.4-Mak-QHY22-Halpha.jpg   mond_080-sterne.jpg   mondfinsternis.jpg  
Als Diashow anzeigen
kmerzenich Offline

Mitglied VdS

Beiträge: 130

04.10.2015 14:13
#2 RE: Eine fantastische Vollmondnacht antworten

Es freund mich, das diese Weltuntergangsnacht überlebt hast. Ich wünsche Dir noch viele weitere Überlebungen bei den folgenden Weltuntergangsscenarien. Aber welche Anziehung der Mond nicht nur auf Wasser hat, ist schon faszinierend. Die Ankündigungen der Weltuntergänge sind nur was für Leute aus dem Mittelalter, aber nicht für unsere aufgeklärten, wissenschaftlichen Astronomen (Hobbyastros eingeschlossen). Viel Spass beim Hobby und viele ...

Viele klare Nächte ...

Klaus


Die Gravitation ist der Klebstoff, der alles zusammenhält

T Tauri Offline

Mitglied VdS /
Moderator


Beiträge: 486

04.10.2015 18:57
#3 RE: Eine fantastische Vollmondnacht antworten

Hallo Zusammen!

Das Filmchen bei SPIEGEL ONLINE könnte dieser putzige NASA-Clip hier sein:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/welta...-a-1054357.html

Man achte auf die Standbild-Grafik im Artikel! Die Finsternis-Phasen sehen aus, als hätte jemand eine Kreuzung
aus MoFi und SoFi erzeugt. Der "Blitz" scheint das "Diamantring-Phänomen" einer totalen Sonnenfinsternis zu sein.

Übrigens: Die Kakerlaken werden sowieso überleben, schließlich muss eine ja "WALL-E" Gesellschaft leisten!

In diesem Sinne grüßt

T Tauri

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