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 Rund ums Beobachten
Polaris Offline

Mitglied VdS /
Moderator

Beiträge: 240

05.05.2016 13:48
Astroworkshop mal anders antworten

Hallo zusammen!

Nachdem der angekündigten Einladung zur Sonnenbeobachtung am (gestrigen) 4. Mai immerhin drei Mitglieder gefolgt waren, versuchten wir uns angesichts des tatsächlich klaren Himmels ab etwa 20 Uhr mit dem Auffinden von Jupiter am Taghimmel (Sonnenuntergang gegen 21 Uhr), was mit der - zunächst - un"justierten" Montierung keine leichte Aufgabe war.
Also wurden erst einmal die aktuellen Koordinaten der Sonne (entnommen aus SkySafari) in das entsprechende Fenster der SiTech-Steuerung eingegeben und dann auf "Sync" gedrückt, damit die Montierung wusste, wohin sie blickte. Dann erfolgte die Eingabe der aktuellen Jupiterkoordinaten, ehe durch Drücken von "GoTo" das Teleskop in Bewegung gesetzt wurde. Es lief zwar in die richtige Richtung (von der untergehenden Sonne im Westen nach Südosten), aber in Deklination statt etwas Richtung Äquator in die Gegenrichtung. Das lag vielleicht daran, dass beim Synchronisieren der Montierung das CLT in "Unterlage" war, damit man mit den beiden kleinen Teleskopen in Oberlage über die Brüstung der Kuppel hinaus noch auf die Sonne blicken konnte.
Jedenfalls war das Teleskop nach diesem Schwenk nicht wirklich auf Jupiter ausgerichtet.
Also versuchten wir es zunächst mit einem entsprechend großen Schwenk in Deklination (etwa um die doppelte Differenz zwischen Sonnen- und Jupiter-Deklination) nach unten. Aber auch dort war Jupiter nicht wirklich zu finden.
Nachdem Ralf Berger und ich am Vorabend festgestellt hatten, dass sich offenbar die Einstellungen in der SiTech-Steuerung verändert hatten, konnten wir aber auch nicht sicher sein, ob die Rektaszensionsdifferenz zwischen Sonne und Jupiter richtig "abgefahren" worden war oder der Winkel möglicherweise zu klein oder zu groß wiedergegeben wurde. Um das zu überprüfen, hätte man die entsprechende Stelle im Config-Programm aufrufen und anschauen können, aber davon wollten wir lieber "die Finger lassen". Also stellten wir das Teleskop so genau wie möglich in Südlage (Azimut 180°, Deklination 0°), lasen aus SkySafari die aktuelle Sternzeit ab, gaben sie zusammen mit der 0°-Deklination in das Fenster RA/Dec ein und drückten dann erneut die "Sync"-Taste. Sofort wurde der aktuelle "Stundenwinkel" (korrekt) mit 0h angegeben.
Anschließend wurde das Teleskop um 6 Stunden oder 90 Grad in Richtung Osten (Oberlage) gedreht, und tatsächlich passten die jetzt angezeigten Werte (Stundenwinkel 18h, RA 6 Stunden größer als die zuvor eingegebene Sternzeit) zu einer korrekten Vorgabe für die Steuerung - daran konnte es also nicht gelegen haben.
Also zurück zu den aktuellen Koordinaten des Jupiter (mit negativer statt positiver Deklination), die GoTo-Taste gedrückt und das Teleskop wieder Richtung Jupiter geschwenkt - aber das Gesichtsfeld blieb leer.
Zwischenzeitlich war die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden, so dass zuerst einer von uns und dann alle versuchten, Jupiter mit bloßem Auge zu erspähen. Ein I-Phone leistete zwar Hilfestellung, aber so ganz überzeugend war das Ergebnis nicht.
Schließlich führte dann der Blick am TEC vorbei zum Ziel, weil das Teleskop doch recht deutlich die ungefähre Position von Jupiter angab: Tatsächlich konnte dann der letzte "Richtfehler" korrigiert werden (diesmal nur noch in Stunde bzw. RA), und dann war Jupiter im Gesichtsfeld - und über das Teleskop hinweg auch für alle mit bloßem Auge zu erkennen - fünf Minuten vor Sonnenuntergang (bei einer angegebenen Jupiterhelligkeit von -2,2 mag!).
Im weiteren Verlauf der Dämmerung stellten wir nun mit Hilfe der erneut synchronisierten Steuerung (mit jeweils negativer Deklination) Regulus, Denebola und gamma Leonis ein, die alle (natürlich) locker im TEC zu erkennen waren, wo mit bloßen Augen noch nichts zu sehen war.
Für "alte Hasen" ist die Erkenntnis, dass Sterne auch am Taghimmel im Teleskop zu beobachten sind, nichts Neues, aber wir hatten auch ein neues Mitglied dabei, das von dieser Möglichkeit zuvor noch nichts gehört hatte.
Nicht nur für ihn war dieser AWS eine "Sternstunde", auch die anderen freuten sich darüber, dass wir die Tücken der SiTech-Steuerung "überlisten" konnten und schließlich doch noch den Jupiter am Taghimmel gefunden hatten.
Bleibt zu hoffen, dass wir diese Tücken bald dauerhaft überlistet bzw. ausgeräumt haben, damit man wie mit der alten Sideris-Steuerung die Montierung direkt aus dem SkySafari-Programm des Tablets ansteuern kann.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Polaris

Angefügte Bilder:
AWS_20160504-01.jpg  
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